Frankfurt a.M. (epd). Nach ihrer erzwungenen Rückkehr aus Pakistan leiden Zehntausende Flüchtlinge in Afghanistan laut Hilfsorganisationen große Not. „Der Winter hat begonnen, es sind zweistellige Minusgrade über einen langen Zeitraum zu erwarten und es fehlt an allem: ausreichend Zelten, Decken, warmer Kleidung“, erklärte die Afghanistan-Expertin von Misereor, Anna Dirksmeier. Es sei besonders grausam, die Menschen gerade jetzt abzuschieben. Das Welternährungsprogramm forderte die internationale Gemeinschaft zu deutlich mehr Hilfen für die Menschen auf.
Pakistan hatte Anfang Oktober Ausländern ohne gültige Aufenthaltspapiere ein Ultimatum gestellt, bis Ende des Monats das Land zu verlassen. Das betrifft etwa 1,7 Millionen der insgesamt rund vier Millionen im Nachbarland lebenden Afghaninnen und Afghanen. Seither sind nach Behördenangaben etwa 300.000 Menschen von ihnen zurückgekehrt oder abgeschoben worden. Laut UN-Women sind 80 Prozent der im November Zurückgekehrten Frauen und Kinder.
Das Welternährungsprogramm erklärte, es brauche dringend 16 Millionen US-Dollar (rund 14,7 Millionen Euro), um eine Million Menschen zu unterstützen. „Tausende Familien sehen sich gezwungen, zum schlechtesten aller Zeitpunkte nach Afghanistan zurückzukehren“, erklärte die UN-Organisation. Die Rückkehrer, von denen viele ihr ganzes Leben in Pakistan verbracht haben, hätten kein Essen, kaum Ressourcen, und keine Unterkunft.
Es bestehe die Gefahr von gewaltsamen Überlebenskämpfen, erklärte Misereor-Expertin Dirksmeier. Die Menschen kehrten in ein Land zurück, in dem 90 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen seien. Die Flüchtlingslager seien überfüllt und die Bewohner der Ortschaften, in denen Rückkehrer zwangsangesiedelt würden, litten ebenfalls große Not. Misereor forderte die Bundesregierung zu einer Aufstockung ihrer Afghanistan-Hilfe und politischem Druck auf Pakistan auf, damit die Abschiebungen ausgesetzt würden.