Berlin, Khartum (epd). Hilfsorganisationen fordern einen dauerhaften Zugang für humanitäre Hilfe im Sudan. Der Krieg zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen RSF („Rapid Support Forces“) richte sich vor allem in der Krisenregion Darfur zunehmend gegen die Zivilbevölkerung, erklärte die Welthungerhilfe am Donnerstag in Berlin. „Wir ringen täglich mit der Frage, wie wir die Menschen in Not und insbesondere Frauen und Kinder erreichen können, ohne das Leben unserer Kollegen und Kolleginnen zu gefährden“, sagte der Landesdirektor des Hilfswerks im Sudan, Hashim Bilal.
Der Welthungerhilfe zufolge nehmen gezielte Überfälle auf Dörfer und Flüchtlingslager täglich zu. Die Menschen erkrankten an Dengue-Fieber und Cholera. In den Flüchtlingscamps gibt es laut Bilal zu wenig sauberes Wasser, Krankenhäuser und Medikamente. Für eine ausreichende humanitäre Hilfe für mehr als die Hälfte der Bevölkerung fehle es an Geld.
Derweil warnte „Ärzte ohne Grenzen“ vor den Folgen eines durch die paramilitärischen RSF verhängten Transportverborts für medizinische Güter in der Hauptstadt Khartum. Besonders hoch sei das Risiko für Schwangere, die einen Kaiserschnitt benötigten, erklärte die Hilfsorganisation. Die RSF haben den Transport von chirurgischen Hilfsgütern in Krankenhäuser in den von ihnen kontrollierten Gebieten in Khartum untersagt. Das Verbot müsse sofort zurückgenommen werden.
Die Einschränkungen seien vor allem im Türkischen Krankenhaus im Süden der Stadt spürbar. Es handle sich um eine der wenigen Einrichtungen mit einem voll funktionsfähigen Operationssaal. Nach mehreren Vorfällen mit vielen Verletzten reiche das medizinische Material nicht einmal mehr für einen Monat. Zwei Drittel der Eingriffe, die Beschäftigte von „Ärzte ohne Grenzen“ in dem Krankenhaus vornehmen, seien Kaiserschnitte.
Nach Angaben der Hilfsorganisation verhängten die RSF das Verbot Anfang September. Auch die Einreise von medizinischem Personal nach Süd-Khartum falle darunter. So wolle die RSF die medizinische Versorgung verwundeter Soldaten verhindern. Das verstoße gegen das internationale Kriegsrecht, zu dem sich die Konfliktparteien im Sudan in der Erklärung von Dschidda im Mai erneut bekannt hätten.
Im Sudan eskalierte am 15. April ein Machtkampf zwischen der regulären Armee und den RSF. Seitdem wurden laut UN-Angaben Tausende Menschen getötet, etwa sechs Millionen sind auf der Flucht. Die überwältigende Mehrheit von ihnen sind Frauen und Kinder. Aus Darfur dringen immer wieder Berichte über brutale Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung nach außen. Die Region im Westen des Landes ist seit Jahrzehnten von ethnischer Gewalt geprägt.
Die Welthungerhilfe rief die Bundesregierung und die internationale Staatengemeinschaft dazu auf, sich stärker um eine friedliche Lösung im Sudan zu bemühen. Friedensverhandlungen sind bisher gescheitert.