Frankfurt a.M. (epd). Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ hat 162 Geflüchtete zum Hafen der italienischen Stadt Civitavecchia gebracht. Die zuständigen Behörden hatten der Besatzung des Rettungsschiffs „Geo Barents“ den weit entfernten Hafen in der Nähe von Rom zugewiesen, nachdem sie die Menschen am Samstag aus zwei Booten in Seenot an Bord genommen hatten, wie die Organisation am Dienstag mitteilte.
Zunächst hatte die Crew 81 Schutzsuchende aus einem Schlauchboot gerettet. Wenige Stunden später erfolgte ein zweiter Einsatz, um weitere 81 Menschen aus einem nicht seetauglichen Holzboot an Bord zu nehmen. Unter den Überlebenden befinden sich Frauen und mindestens 25 Kinder.
Laut „Ärzte ohne Grenzen“ untersagten die italienischen Behörden der „Geo Barents“ die Rettung von 40 weiteren Menschen. Diese hätten sich weniger als 30 Kilometer entfernt in Seenot befunden. Das Vorgehen der Behörden habe die Organisation vor ein „inakzeptables Dilemma“ gestellt. „Ärzte ohne Grenzen“ wisse bis jetzt nicht, was mit den Geflüchteten geschehen ist.
Derweil war die „Ocean Viking“ der Hilfsorganisation SOS Meditéranée mit 246 Geflüchteten an Bord auf dem Weg zum Hafen der Stadt Ortona. Die Besatzung hatte die Menschen in mehreren Einsätzen am Wochenende aus Seenot gerettet. Auch diesem Schiff hatten die italienischen Behörden einen weit entfernten Hafen zugewiesen, um die Geretteten an Land zu bringen.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung 2.468 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt demnach vermutlich deutlich höher. Eine staatlich organisierte Rettungsmission gibt es zurzeit nicht.