Krankenkasse: Zahl der krankhaft fettleibigen Menschen steigt

Krankenkasse: Zahl der krankhaft fettleibigen Menschen steigt

Hannover (epd). Deutlich mehr Menschen in Deutschland sind einer Erhebung zufolge krankhaft fettleibig. Nach Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) wurde 2022 bei jeder neunten Person Adipositas diagnostiziert, wie sie am Freitag in Hannover mitteilte. Insgesamt habe sich die Zahl Betroffener von 2012 auf 2022 um 30 Prozent erhöht.

Für die Erhebung hat die Krankenkasse eigenen Angaben zufolge bundesweit Daten zur Häufigkeit von Adipositas ausgewertet. Rund 188.000 Versicherte erhielten 2022 die Diagnose Fettleibigkeit, rund 117.000 Frauen und etwa 71.000 Männer. Die Gesamtzahl der adipösen Menschen betrage hierzulande schätzungsweise 17 Millionen Menschen, berichtete die KKH unter Berufung auf Zahlen der Deutschen Adipositas Gesellschaft.

Eine Ursache sieht die Kasse im Bewegungsmangel, gefördert vor allem durch eine zeitintensive Nutzung von Smartphones und anderen digitalen Medien. Die Corona-Pandemie mit Homeoffice und Homeschooling sowie der Schließung von Sportstätten habe die Entwicklung verschärft.

Adipositas hat der Kasse zufolge erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Mit zunehmenden Gewicht steige das Risiko für schwere Folgekrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Brust-, Darm- und andere Krebsarten, Diabetes Typ 2 sowie chronische Atemwerkserkrankungen. Zudem mindere Fettleibigkeit die Lebensqualität und könne zu gesellschaftlicher Ausgrenzung, Einsamkeit und Ängsten führen.

KKH-Ernährungswissenschaftlerin Anja Luci sagte, häufig stünden häufig Lebensmittel und Getränke auf dem Speisezettel, deren Energiegehalt unterschätzt werde: „Zu den Klassikern gehören Joghurt, Müsliriegel und Orangensaft.“

Die KKH dämpfte Erwartungen in das Medikament Wegovy mit dem Wirkstoff Semaglutid. Der eigentlich zur Behandlung von Diabetes eingesetzte Wirkstoff könne zwar, regelmäßig verabreicht, auch als Abnehmmittel vor allem bei stark Übergewichtigen eingesetzt werden, erläuterte der Apotheker Sven Seißelberg. „Doch sobald die Arznei abgesetzt wird, geht das Gewicht wieder nach oben.“ Zudem prüfe die Europäischen Arzneimittelagentur derzeit mögliche Nebenwirkungen.