Trauern in ehemaliger Kirche

Ellen Weinmann und Florian Düsterwald
© epd-bild/Matthias Pankau
Ellen Weinmann und Florian Düsterwald stehen kurz vor der Eröffnung ihrer christlichen "Tierbestattungskirche". Ab Dezember können Haustierbesitzer in dem entwidmeten Kirchengebäude von ihren Lieblingen Abschied nehmen.
Tierbestattung
Trauern in ehemaliger Kirche
Deutschlands erste Tierbestattungskirche wird am 2. Dezember offiziell ihre Türen öffnen. In der ehemaligen Pauluskirche in Albstadt-Pfeffingen (Zollernalbkreis) können Haustierbesitzer:innen künftig von ihren verstorbenen Lieblingen Abschied nehmen.

Das teilte die Tierbestattung Schönhalde am Donnerstag mit. Sie betreibt das entwidmete Kirchengebäude. "Seit geraumer Zeit beobachten wir einen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Haustieren", sagt Ellen Weinmann von der Tierbestattung Schönhalde. "Die Tiere sind für einen Großteil der Menschen vollwertige Familienmitglieder." Nicht nur zu Lebzeiten werde ihnen bestmögliche Fürsorge zuteil, sondern auch nach dem Ableben. Vielfach werde um sie getrauert wie um einen nahestehenden Menschen, so Weinmann.

Durch Zufall waren Weinmann und ihr Partner Florian Düsterwald Anfang des Jahres auf einer Immobilienplattform auf das zum Verkauf stehende Kirchlein in der schwäbischen Provinz gestoßen. Sie erwarben das 1955 errichtete Sakralgebäude von der Evangelisch-methodistischen Kirche, die es nicht mehr benötigte. Nach einem Gottesdienst, in dem das Gebäude entwidmet wurde, sei es seit dem Sommer für den neuen Zweck umgebaut worden. 

Eine Kirche für Tierbestattungen, wie sie jetzt in Albstadt-Pfeffingen entsteht, ist in Deutschland bislang nicht bekannt. Dabei ist der Vorstoß, auch Tiere christlich zu bestatten, nicht neu. Der evangelische Theologe Thomas Klie aus Rostock etwa plädiert dafür, Tierbestattungen zu einer neuen Form einer kirchlichen Amtshandlung (Kasualie) zu machen. Ihn würde es reizen, einen tröstenden Ritus für die Bestattung von Haustieren zu entwickeln, erklärte Klie 2021 bei einer Veranstaltung zu neuen Ritualen des Bestattungswesens.

Allein in diesem Jahr haben Weinmann und Düsterwald über 600 Tiere bestattet - darunter so illustre Exemplare wie Alfred, den Ziegenbock, der in seinem Ort so etwas wie das Maskottchen und damit eine lokale Berühmtheit war. Oder Charly, den schwäbelnden Papageien aus Stuttgart. Der war mit seinem Herrchen über die Jahre zu einer solchen Symbiose verschmolzen, dass er ihn täglich nach dessen Heimkehr mit absoluter Zuverlässigkeit fragte: "Gibt's heut koi Maultäschle?"