Jüdische Landesgemeinde mit Nachwuchssorgen

Jüdische Landesgemeinde mit Nachwuchssorgen
02.11.2023
epd
epd-Gespräch: Matthias Thüsing

Ilmenau (epd). Die Jüdische Landesgemeinde in Thüringen wirbt um Zuzüge junger Familien in den Freistaat. „Unsere Gemeinde altert. Wir haben ein Demografieproblem“, sagte der Vorsitzende Reinhard Schramm dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Ilmenau. Leider sei vielen jungen Jüdinnen und Juden etwa in Berlin noch gar nicht richtig bewusst, wie attraktiv der Freistaat sei, fügte der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde hinzu.

Er versuche das daher so oft wie möglich außerhalb von Thüringen anzusprechen, sagte Schramm. Mittelfristig denkbar seien hierfür auch Anzeigen etwa in jüdischen Zeitungen. In Thüringen gebe es eine lebendige Gemeinde, das Land liege zentral in Deutschland und verfüge über attraktive Arbeitsplätze. „Auch die Aufnahme der mittelalterlichen jüdischen Stätten Erfurts in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes hilft hier“, sagte Schramm.

Wünschenswert sei jedoch eine bessere jüdische Infrastruktur. Was derzeit noch fehle, seien beispielsweise ein jüdischer Kindergarten oder eine jüdische Schule. Beide Einrichtungen könnten dann natürlich auch von Kindern anderer Konfessionen besucht werden. Erst vor wenigen Wochen hatte Schramm zudem die Einrichtung eines koscheren Restaurants in dem geplanten Gebäudekomplex des künftigen Welterbezentrums in der Landeshauptstadt angeregt.

Ohne Zuzüge von jungen Familien aus anderen Teilen Deutschlands drohe die heute rund 700 Personen zählenden Landesgemeinde mittelfristig zu schrumpfen. Denn natürlich würden auch viele jüdische Jugendliche aus Thüringen etwa zum Studium in andere Bundesländer abwandern - und anschließend nicht immer zurück in ihre Heimat kommen.