Seenotretter beklagen mangelnde Hilfe für schwangere Frau

Seenotretter beklagen mangelnde Hilfe für schwangere Frau

Rom (epd). Die privaten Seenotretter von der deutschen Organisation Sea Eye haben mangelnde Hilfe für eine schwangere Frau beklagt, die sie zuvor aus dem Mittelmeer gerettet hatten. Die Seenotretter sollten am Sonntagnachmittag mit 48 Geretteten in den Hafen von Vibo Valentia einlaufen, wie Gordon Isler, Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation, am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte.

Unter den am Freitagvormittag im Mittelmeer Geretteten hatte sich auch eine schwangere Frau befunden. Die Ärztin an Bord der Sea Eye konnte bei dem Kind keinen Herzschlag feststellen, wodurch auch das Leben der Frau in Gefahr zu sein schien. Die italienische Seenotleitstelle verwies laut Sea Eye für die Evakuierung der Frau vom Schiff „Sea-Eye 4“ auf die libyschen Behörden. „Dort ist aber weder jemand ans Telefon gegangen noch wurde auf E-Mails reagiert“, sagte Isler am Sonntag. Erst am Freitagabend habe Italien reagiert und der Crew den Hafen von Lampedusa angewiesen, wo die Frau am Samstagmorgen von Bord geholt und medizinisch versorgt wurde. Laut italienischen Medienberichten wurde sie in ein Krankenhaus in Palermo gebracht, wo ein Abbruch der Schwangerschaft vorgenommen werden musste. Die „Sea-Eye 4“ ist von dort mit den 48 verbliebenen Migranten an Bord in den zugewiesenen Hafen von Vibo Valentia in der italienischen Region Kalabrien weitergefahren.

„Es ist ein Skandal, dass mit dem Hin- und Herschieben von Verantwortung ein halber Tag vergeudet wurde“, sagte Isler dem epd. „Sie haben mit dem Leben der Frau gespielt“, sagte Isler. In früheren Fällen sei es kein Problem gewesen, einen Helikopter zur Rettung von Menschenleben zu schicken. Dieser hätte von Lampedusa aus gerade einmal eine Stunde zum Schiff der Sea Eye an der Rettungsstelle gebraucht.

Als die „Sea-Eye 4“ am Freitagmorgen das überfüllte Schlauchboot, das einen Notruf abgesetzt hatte, erreichte, war die libysche Küstenwache bereits vor Ort. Diese hätte das Boot derart bedrängt, dass Panik ausgebrochen sei und mehrere Personen ins Wasser gefallen sind. Ob alle gerettet werden konnten, ist unklar. In dem Schlauchboot befanden sich bereits vier Tote.