Brüssel (epd). Im Streit um eine mögliche begrenzte Waffenruhe zugunsten von Hilfslieferungen für den Gaza-Streifen wünscht sich der Friedensforscher Tobias Debiel eine ergebnisoffene Diskussion. „Humanitäre Hilfe ist notwendig“, sagte er am Dienstag in Brüssel bei einer Veranstaltung der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). „Lassen Sie es mich sehr diplomatisch ausdrücken: Ich denke, eine humanitäre Waffenruhe sollte nicht ausgeschlossen werden.“
Debiel füge hinzu: „Wir sollten ausbuchstabieren, was sie wirklich bedeutet, wer eine solche Waffenruhe überwachen würde, wie lange sie anhalten könnte, wo sie hinführen würde. Aber wir sollten sie nicht ausschließen.“ Sehr wahrscheinlich würde sich die Opferzahl sonst von mehreren Tausend auf Zehntausende erhöhen. „Und das bereitet allen große Sorge, die ein Interesse an Frieden und Sicherheit im Nahen Osten haben.“
UN-Generalsekretär António Guterres hatte die Forderung nach einer humanitären Waffenruhe vorgebracht. Bei einem EU-Außenministertreffen am Montag in Luxemburg stellten sich einige EU-Länder hinter die Forderung, etwa Spanien, Slowenien und Irland. Deutschland positionierte sich gegen die Waffenruhe zu humanitären Zwecken.
An diesem Donnerstag kommen die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten zu einem zweitägigen EU-Gipfel in Brüssel zusammen. Dabei werden sie erneut über die Lage in Nahost beraten.
Tobias Debiel ist Professor für Internationale Beziehungen und Entwicklungspolitik an der Universität Duisburg-Essen und einer der Autoren des jährlichen Friedensgutachtens. Dieses erscheint seit 1987. Debiel betonte am Dienstag in Brüssel, er habe kein Mandat, für das Friedensgutachten zu sprechen. Der Nahost-Konflikt werde erst im Bericht 2024 ein Schwerpunkt sein. Die Attacke der Hamas gegen Israel verurteilte er als brutalen Akt von Terrorismus, als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und als Kriegsverbrechen.