Düsseldorf (epd). Sozialforscher bewerten die jüngere Entwicklung des betrieblichen Gesundheitsschutzes in Deutschland insgesamt positiv. Nach einer am Montag in Düsseldorf vorgestellten Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung boten 2021 fast drei Viertel (73,5 Prozent) der Betriebe mit Beschäftigtenvertretungen betriebliche Gesundheitsförderung an. 2015 waren es nur rund die Hälfte. Regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen führten 91,9 Prozent der mitbestimmten Betriebe durch. 2015 waren es 77,7 Prozent.
Grundlage der Untersuchung ist nach Angaben der Hans-Böckler-Stiftung eine Befragung von rund 3.700 Betriebs- und Personalräten. Die Autoren der Studie führen das gesteigerte Engagement für den Gesundheitsschutz auch auf die Corona-Pandemie zurück. Diese habe zudem zu einer Themenverschiebung geführt: 2021 befassten sich der Studie zufolge 89 Prozent der befragten Beschäftigtenvertreter mit Corona und den Folgen für den Betrieb, 86,1 Prozent mit Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung und 80,5 Prozent mit mobiler Arbeit und Homeoffice. Vor der Pandemie beherrschten vor allem Überstunden, Arbeitsverdichtung sowie Zeit- und Leistungsdruck die Agenda.
Weniger erfreulich falle die Bilanz bei den Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belastungen aus, heißt es in der Studie. Demnach wurden solche Belastungen 2021 bei 63,4 Prozent der befragten Betriebe vollständig berücksichtigt (2015: 31,3 Prozent), bei 20,1 Prozent teilweise (2015: 11,2 Prozent). Die Forscher kritisieren indes, dass nur jeder zweite Betriebs- oder Personalrat Beschäftigte beim Umgang mit psychischen Belastungen aktiv einbinde. Überhaupt lasse die Beteiligung von Beschäftigten beim Gesundheitsschutz zu wünschen übrig.