Nach einem Drehbuch der zweifachen Grimme-Preisträgerin Beate Langmaack ("Guten Morgen, Herr Grothe") erzählt Tomy Wigand eine Geschichte, in der sämtliche Einzelteile ein stimmiges Ganzes ergeben: Drehbuch, Regie, Darsteller und vor allem die Musik ergänzen einander vortrefflich. Vordergründig ist die Handlung überschaubar: Ahmad, ein irakischer Asylbewerber (Pasquale Aleardi), kommt in den Westerwald, landet als Putzmann in der Kneipe von Katja (Lisa Martinek) und bringt ihr Line Dance bei, den er wiederum von einem Soldaten aus Texas gelernt hat.
Und weil es im Dorf sonst nicht viel Abwechslung gibt, findet sich alsbald eine Truppe zusammen, die sogar beim regionalen Wettbewerb gut mithält. Wie im wahren Leben wird die Sache kompliziert, als irgendwann Gefühle ins Spiel kommen: Katja, nicht ahnend, dass Dorfpolizist Ulli (Johann von Bülow) ihr seit der Grundschule verfallen ist, verliebt sich in Ahmad, der sich prompt einige Missverständnisse und Intrigen später plötzlich in der Abschiebehaft wiederfindet.
Mindestens so schön wie die Geschichte ist die liebevolle Umsetzung durch Tomy Wiegand, der schon in "Fußball ist unser Leben" viel Gespür für regionale Spezialitäten bewiesen hat. Während Egon Werdins Bildgestaltung eine mitunter fast schon kitschige Hommage an das enorm fotogene rechtsrheinische Mittelgebirge ist, sorgen kleine Einschübe immer wieder für ironische Elemente. Das beginnt schon beim Vorspann, der mit einem typischen Western-Schuss auf ein Schild „Willkommen im Westerwald“ endet. Szenentrenner ist zunächst stets ein Moped, das immer wieder knatternd durchs Bild braust, bis auch der Fahrer Mitglieder der Line Dancer wird. Außerdem vermittelt die Musik von Warner Poland und Wolfgang Glum (von Bottleneck bis Tex-Mex) unglaublich viel Lebensfreude.
Eine wunderbare Sommerromanze
Aber das Beste sind die Nebenfiguren. Lisa Martinek und Pasquale Aleardi sind zwar ein jederzeit überzeugendes und außerdem ausgesprochen hübsches Paar, aber ihr Spiel wird naturgemäß durch die Konventionen des Genres bestimmt. Dagegen macht Johann von Bülow eine Menge aus seiner Rolle als "Sheriff", der seinen Job riskiert, als er Ahmad versteckt. Dass sich die beiden Freunde später prügeln (natürlich wegen Katja), gehört zwar gleichfalls zum Western-Klischee, ist aber gar nicht als Parodie angelegt.
Umso hübscher sind dafür die Auftritte von Lambert Hamel als Bürgermeister Bullwieser (Ullis Vater), der gleichzeitig auch die Kirchencombo leitet und in seinen Ausführungen gern die Redensart "Stichwort" einfließen lässt. Außer dem fiesen Leiter (Michael Schreiner) des Asylbewerberheims ist Bullwieser der einzige, der Ahmads Treiben misstrauisch beäugt: Könnte ja alles Tarnung sein, und in Wirklichkeit will der Iraker bloß Gotteskrieger anwerben. Ansonsten hat er aber nichts gegen Ausländer, so lange sie sich integrieren ("Stichwort Leitkultur"). Eine wunderbare Sommerromanze mit viel Liebe zum Detail.