Mendel: "Postcolonial studies" befeuern linken Antisemitismus

Mendel: "Postcolonial studies" befeuern linken Antisemitismus

Berlin (epd). Nach Aussage des Leiters der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, Meron Mendel, hat sich das Problem des linken Antisemitismus mit dem Aufkommen der „postcolonial studies“ und ihrer Anerkennung als akademisches Fach zugespitzt. „Natürlich geht mit diesen Studien sehr viel Positives einher, es gibt keinen Grund, sie pauschal zu verdammen“, sagte der Historiker und Pädagoge dem „Tagesspiegel“ (Samstag). Aber für den Großteil dieses sehr heterogenen Forschungsfeldes sei Israel ein blinder Fleck.

„Grob gesagt: Die Welt wird in weiße und nicht-weiße Menschen aufgeteilt, Juden gehören dann automatisch zu den Weißen, und ihr Staat wird grundlegend abgelehnt“, kritisierte Mendel.

Er bedauerte, dass es nur wenige Stellungnahmen aus der Kulturszene direkt nach den Angriffen der Hamas auf Israel gab. Zu den positiven Ausnahmen zähle das Berliner Maxim Gorki Theater, das zu seiner Entscheidung, das Nahost-Konfliktstück „The Situation“ abzusetzen, ein differenziertes Statement veröffentlicht habe. „Es folgte ein Shitstorm gegen das Theater: Die Erklärung sei ein Verrat an der dekolonialen Befreiungsbewegung“, sagte Mendel.

Mendel nannte es Unsinn, die Terroranschläge der Hamas zum Bestandteil des palästinensischen Befreiungskampfs zu erklären. Gräueltaten wie die der Hamas zu kontextualisieren, komme einer moralischen Bankrotterklärung gleich, egal, ob das mit philosophischem Anstrich oder linksgefärbter Ideologie propagiert werde: „Leider beobachte ich dies bei Menschen, mit denen ich glaubte, moralisch auf der gleichen Seite zu stehen.“