Genf (epd). Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat Israel eine kollektive Bestrafung der Bevölkerung im abgeriegelten Gaza-Streifen vorgeworfen. Die Sprecherin des Menschenrechtskommissariats, Ravina Shamdasani, bezog sich dabei am Dienstag in Genf auf die andauernde Blockade und den Beschuss der palästinensischen Gebiete durch Israels Armee. Dies sei keine Lösung und müsse umgehend gestoppt werden, sagte sie.
Israel reagiert mit dem Militäreinsatz auf die verheerenden Angriffe und das Abfeuern von Raketen durch die palästinensische Terrorgruppe Hamas. In den palästinensischen Gebieten leben mehr als zwei Millionen Menschen.
Das Hochkommissariat fordere die israelischen Streitkräfte nachdrücklich auf, es zu vermeiden, Zivilisten und zivile Objekte ins Visier zu nehmen, erklärte Shamdasani. Israel dürfe keine Flächenbombardements, wahllose oder unverhältnismäßige Angriffe ausführen.
Diejenigen, die dem Evakuierungsbefehl der israelischen Behörden Folge geleistet hätten, säßen nun im Süden des Gaza-Streifens fest, sagte die Sprecherin. Dort seien sie unter erbärmlichen Bedingungen untergebracht, ihre Nahrungsmittelvorräte gingen schnell zur Neige und sie hätten kaum oder gar keinen Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Medizin.
Laut Völkerrecht müsse jede vorübergehende Evakuierung mit der Bereitstellung einer angemessenen Unterkunft und Versorgung einhergehen. Israel habe offenbar nicht versucht, dies für die 1,1 Millionen Zivilisten, die evakuiert werden sollten, zu gewährleisten. Die Sprecherin forderte zugleich die Hamas auf, alle israelischen Geiseln unverzüglich freizulassen. Hamas-Terroristen hatten nach ihrem Überfall auf Israel vor anderthalb Wochen die Menschen in den Gaza-Streifen verschleppt.
Die Massenflucht hatte am Freitag eingesetzt, nachdem Israels Armee die Bewohner des nördlichen Gaza-Streifens zum Verlassen der Region aufgefordert hatte. Beobachter erwarten einen Einmarsch des israelischen Militärs nach Gaza, um die Hamas zu zerstören.