Hannover (epd). Nach den Terrorangriffen der radikalislamischen Hamas auf Menschen in Israel sind die jüdischen Gemeinden in Niedersachsen in großer Sorge um Verwandte und Freunde und um ihre eigene Sicherheit. „Die Situation ist sehr schwierig“, sagte die Gemeindevorsitzende Shterna Wolff von der orthodoxen Chabad-Gemeinde in Hannover am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Viele Mitglieder hätten Familie oder Bekannte in Israel. Yevgen Bruckmann von der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover sagte, die Sicherheitsvorkehrungen für die Gemeinde seien deutlich erhöht worden.
Die Polizei habe ihre Präsenz für die Synagoge verstärkt, und auch die Gemeinde selbst habe das von ihr beauftragte Sicherheitspersonal aufgestockt, sagte Bruckmann als stellvertretender Gemeindevorsitzender. Die Zusammenarbeit mit der Polizei laufe gut: „Die Wachsamkeit ist hoch. Wir wissen: Wenn wir etwas melden, werden wir auch eine schnelle Reaktion bekommen.“ Vor den Freitagsgebeten der Muslime und den Schabbat-Gottesdiensten der Juden am Freitagabend hatte es in den sozialen Medien Gewaltaufrufe gegen jüdische Einrichtungen gegeben.
In den Synagogen werde zurzeit viel für Israel gespendet, berichteten beide Gemeindevertreter. Das Geld fließe zum einen an Hilfsorganisationen wie den „Roten Davidsstern“, die Partnerorganisation des Roten Kreuzes, oder an Initiativen, die sich um die Identifizierung der Toten kümmerten. Zum anderen werde für die israelischen Soldaten gespendet, sagte Wolff. Viele Reservisten seien von einem Tag auf den anderen einberufen worden und bräuchten jetzt Kleidung, Lebensmittel und Schutzausrüstung.
Angesichts der erhöhten Gefährdungslage in Deutschland hätten viele Eltern inzwischen Angst, ihre Kinder zum jüdischen Unterricht in die Synagoge zu schicken, berichtete Wolff. Einige jüdische Eltern schickten ihre Kinder momentan auch nicht zur Schule, weil sie dort Angst vor Bedrohungen hätten. Der Hass auf Juden habe nach ihrem Eindruck inzwischen ein Ausmaß erreicht, das es seit dem Holocaust in Deutschland nicht mehr gegeben habe: „Wir haben gedacht, dass diese Zeiten vorbei sind. Aber wir sehen, dass es diesen Hass gibt.“