Nairobi, Monrovia (epd). Überschattet von einer angespannten wirtschaftlichen Lage werden im westafrikanischen Liberia am Dienstag Präsidenten- und Parlamentswahlen abgehalten. Neben dem amtierenden Präsidenten und Ex-Fußballstar George Weah sind 19 andere Kandidatinnen und Kandidaten im Rennen um das höchste Staatsamt. Als Hauptkonkurrenten Weahs gelten der ehemalige Vizepräsident Joseph Bokai sowie der Unternehmer und Philanthrop Alexander Cummings.
Die Opposition in dem kleinen westafrikanischen Land ist sehr zersplittert. Das UN-Menschenrechtsbüro äußerte sich besorgt über politisch motivierte Gewalt vor den Wahlen. Rund 2,4 Millionen Menschen sind für die Abstimmung registriert, etwa 500.000 mehr als bei der vergangenen Wahl.
Der 56 Jahre alte Amtsinhaber Weah war vor seiner politischen Karriere populärer Profifußballer, unter anderem bei Paris St. Germain und AC Mailand. Als er 2005 zum ersten Mal mit seiner vom ihm gegründeten Partei „Congress for Democratic Change“ antrat, verlor er gegen Ellen Johnson Sirleaf, die als erste Frau demokratisch gewählte Staatschefin auf dem afrikanischen Kontinent wurde. 2011 wurde Sirleaf für ihr Engagement nach dem Bürgerkrieg mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Bei dem Bürgerkrieg von 1989 bis 2003 kamen 200.000 Menschen ums Leben, Tausende Frauen wurden vergewaltigt, Kinder kämpften als Soldaten. Von 2014 bis 2016 war Liberia von einer Ebola-Epidemie getroffen, bei der 4.000 Menschen starben.
Nach seinem Wahlsieg im Jahr 2017 wollte Weah auf der Regierungszeit von Sirleaf aufbauen. Er versprach, Jobs zu schaffen und in Bildung zu investieren. Kritiker meinen allerdings, er habe keines seiner Versprechen sonderlich gut umgesetzt. Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die Wirtschaft sehr belastet. Nach Angaben der Weltbank lebt etwa die Hälfte der 5,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner von weniger als zwei Euro am Tag.
Das kleine Land an der westafrikanischen Atlantikküste hat eine bemerkenswerte Geschichte. Die USA hatten in Liberia eine Kolonie gegründet, damit befreite Sklaven dort hinziehen konnten. Im Jahr 1847 erklärte der erste Kongress Liberias die Unabhängigkeit von den USA. Liberia ist damit eines der am längsten in seiner Form bestehenden Länder des Kontinents.