Düsseldorf, Nürnberg (epd). Der Migrationsexperte Herbert Brücker warnt davor, in der Debatte um Zuwanderung zu hohe Erwartungen an mögliche Einschnitte für Asylbewerber zu knüpfen. „Wir wissen aus Befragungen, dass Menschen in erster Linie wegen der Rechtssicherheit, der Aussicht auf ein faires Asylverfahren und der Achtung der Menschenrechte zu uns kommen“, sagte der Forscher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit der „Rheinischen Post“ (Samstag) in Düsseldorf. Die Sozialleistungen, die in der aktuellen Diskussion als Grund für den hohen Zuzug von Migranten nach Deutschland genannt werden, würden dagegen „nur je nach Befragung von gut 20 bis knapp 30 Prozent der Geflüchteten als ein Grund unter vielen genannt“, betonte er.
Brücker erinnerte zudem daran, dass man die Leistungshöhe für Asylbewerber „nicht beliebig verändern“ kann. „Das Verfassungsgericht schreibt vor, dass das Existenzminimum gesichert sein muss.“ Auch die Pläne von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), Geldüberweisungen von Asylbewerbern ins Ausland zu blockieren, nannte der IAB-Forscher wenig zielführend. „Wir haben auch keine Hinweise darauf, dass Asylbewerber in nennenswertem Umfang Gelder nach Hause überweisen. Dazu sind die Sätze zu gering.“
Zugleich sprach sich der Experte für eine grundlegende Neuausrichtung der Verteilung von neu ankommenden Flüchtlingen in Deutschland aus. „Wir haben in der Vergangenheit den Fehler gemacht, überdurchschnittlich viele Geflüchtete in strukturschwache Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit zu schicken. Das hat ganz erheblich die Integrationschancen gedämpft“, sagte er.