Koblenz (epd). Die Frauenrechtsorganisation Solwodi fordert von der Bundesregierung eine gesetzliche Neuregelung der Prostitution. Frauen und Männer in der Prostitution sollten entkriminalisiert werden und umfassend Zugang zu Ausstiegsmöglichkeiten erhalten, erklärte Solwodi am Montag in Koblenz. Dagegen sollten der Kauf von Sex und die Zuhälterei unter Strafe gestellt werden.
Die Frauenrechtlerinnen erhoffen sich von einer gesetzlichen Neuregelung, die Nachfrage nach Prostitution auszutrocknen und vulnerable Personen vor Ausbeutung zu schützen, wie es hieß. Prostitution verletze die Würde und Gleichberechtigung der Frau, sagte die Vorsitzende von Solwodi Deutschland, Maria Decker. Bezahlter Sex sei niemals einvernehmlich. Prostituierte litten unter Zwangsstrukturen, Gewalt, psychischen Beeinträchtigungen und Traumata, erklärte die Frauenrechtsorganisation.
Mit ihren Forderungen unterstützt Solwodi nach eigenen Angaben einen Beschluss des Europäischen Parlaments. Die Abgeordneten hatten sich am 14. September mehrheitlich für einheitliche Regeln zur Prostitution in den EU-Staaten und für ein Verbot des Kaufs von Sex nach dem unter anderem in Schweden und Norwegen praktizierten „Nordischen Modell“ ausgesprochen.
In Deutschland ist Prostitution seit 2002 als Dienstleistung legalisiert; 2017 trat das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft, mit dem betroffene Frauen besser vor Zwang und Gewalt geschützt werden sollten. Solwodi kritisierte, dass die Legalisierung letztlich zu mehr Menschenhandel und Ausbeutung geführt habe.
Solwodi ist die Abkürzung von „Solidarity with women in distress“ („Solidarität mit Frauen in Not“). Der Verein wurde 1985 von der Ordensschwester Lea Ackermann in Kenia gegründet. Er begann damit, Frauen beim Ausstieg aus der Zwangsprostitution zu unterstützen. 1987 richtete Solwodi auch in Deutschland Beratungsstellen und Notunterkünfte für Frauen ein, die Opfer von Menschenhandel, Zwangsheiraten oder anderen Formen von Gewalt wurden. Die Organisation ist nach eigenen Angaben in 18 Städten in Deutschland mit insgesamt 21 Fachberatungsstellen sowie 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten für Frauen und Kinder in Not vertreten.