Köln, Berlin (epd). Kinder aus armen Familien sind einer Studie zufolge bereits in den ersten Lebensjahren deutlich weniger gesund als der Durchschnitt ihrer Altersgenossen in Deutschland. Laut der am Dienstag in Köln veröffentlichten repräsentativen Studie des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen „Kinder in Deutschland 0-3 2022“ sei der Gesundheitszustand von Säuglingen und Kleinkindern aus armutsbelastetem Familienumfeld in weniger als Zweidrittel der Fälle (64 Prozent) „sehr gut“. Im nationalen Durchschnitt liege dieser Wert hingegen oberhalb von Dreiviertel (78 Prozent) aller Jungen und Mädchen.
Für die Studie befragten Kinderärztinnen und -ärzte zwischen April und Dezember mehr als 7.800 Mütter und Väter. Den Ergebnissen zufolge haben 10 Prozent der Kinder eine Grunderkrankung. 14 Prozent seien nicht altersgerecht entwickelt, bei Kindern aus armen Familien sogar 21 Prozent. Familien in Armut hätten auch die Corona-Pandemie als besonders belastend erlebt.
Kinder von Alleinerziehenden wiesen nur zu 62 Prozent einen sehr guten Gesundheitszustand auf. Dieser Wert liege 17 Prozentpunkte unter dem Anteil der sehr gesunden Kinder in Paarfamilien, hieß es.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) nannte es „nicht hinnehmbar“, dass das Aufwachsen in Armut die Entwicklung von so kleinen Kindern beeinträchtige. Ziel sei es, „allen Kindern in Deutschland ein chancengerechtes und gesundes Aufwachsen zu ermöglichen“. Kinderärzte-Präsident Thomas Fischbach sagte, die Chancen für Kinder seien umso besser, je früher Familien in belastenden Lebenslagen passende Hilfsangebote erhielten. Dafür sei die gezielte Ansprache von Familien in Praxen unverzichtbar.