Berlin (epd). Die Aktionen und Straßenblockaden der „Letzten Generation“ haben nach Einschätzung des Berliner Protestforschers Simon Teune zu einer feindlichen Haltung gegenüber Klimaaktivismus insgesamt geführt. „Die ganze Diskussion um die Klimakrise hat sich darauf reduziert, in welcher Form man demonstrieren soll“, sagte der Soziologe vom Berliner Institut für Protest- und Bewegungsforschung (ipb) der „tageszeitung“ (Dienstag): „Das ist für alle, die eine Klimapolitik bremsen wollen, sehr bequem.“
Teune kritisierte, diejenigen, die Straßenblockaden und symbolische Aktionen mit Terrorismus gleichsetzen, wollten von der Dringlichkeit einer konsequenten Klimapolitik ablenken: „Diese vergiftete Atmosphäre färbt auch auf andere Leute ab, die in der Klimabewegung aktiv sind. “
Die Aktionsformen der „Letzten Generation“ nennt der Soziologe einen Ausdruck der Verzweiflung, weil es keine politische und gesellschaftliche Anerkennung dafür gebe, dass die Menschheit sich in einer Notsituation befinde. An den Aktionen zeige sich aber auch das Problem, die Bedrohung durch die Klimakrise zu kommunizieren: „Viele Menschen verstehen nicht, was die Aktionen sollen. Die Blockaden schaffen kein Symbol für das Unrecht einer fossilen Wirtschaft, sondern allenfalls für unsere Unfähigkeit, uns damit zu konfrontieren.“
Bei den Klimastreiks von „Fridays for Future“ 2019 habe es bei vielen Menschen noch die Haltung gegeben, dass man mit dem Protest etwas verändern könne. Dieses Momentum fehle in der aktuellen Klimapolitik, auch wegen der Enttäuschung, dass trotz der bedrohlichen Situation selbst Maßnahmen, die relativ schnell umgesetzt werden könnten, liegen bleiben.