Essen (epd). Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) blickt mit Sorge auf die Veranstaltung einer US-amerikanischen evangelikalen Organisation am 7. Oktober in der Essener Messe. Es sei zu befürchten, dass das „Festival of Hope“ mit Franklin Graham, dem Sohn des früheren US-Baptistenpredigers Billy Graham, eine Bühne für schwulenfeindliche Äußerungen biete, teilte der LSVD am Montag in Köln und Berlin mit.
Franklin Graham sei in der Vergangenheit immer wieder durch Predigten aufgefallen, die als homophob zu bewerten seien, erklärte der LSVD. Es sei zu befürchten, dass auch in Essen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beim „Festival of Hope“ damit konfrontiert werden.
Der Lesben- und Schwulenverband wies darauf hin, dass der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) im Aufsichtsrat der Messe sitze und eine besondere Verantwortung habe, für Akzeptanz und Respekt von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transmenschen einzutreten. „Wir fordern die Messe Essen und Oberbürgermeister Kufen auf, dafür zu sorgen, dass der Auftritt von Franklin Graham abgesagt und das Festival vom Staatsschutz überwacht wird“, erklärte der LSVD.
Der LSVD verwies auf einen Facebook-Post Grahams aus dem Jahr 2017. In diesem Post bezeichnete Graham Homosexualität als eine Sünde und verabscheuungswürdig gegenüber Gott. In einem Artikel auf der evangelikalen Plattform „Decision“ aus dem Jahr 2014 äußerte Franklin Graham seine Sympathie für ein russisches Gesetz gegen gleichgeschlechtliche Beziehungen und seine Sympathie für Präsident Wladimir Putin. 2015 berichtete der US-amerikanische Nachrichtensender MSNBC von einem Boykottaufruf Grahams für LSBTIQ-freundliche Unternehmen.
Die Missionsgesellschaft des früheren US-Baptistenpredigers Billy Graham (1918-2018) plant eine große Evangelisationsveranstaltung am 7. Oktober in Essen. Die Predigt beim „Festival of Hope“ (Festival der Hoffnung) soll Grahams Sohn Franklin halten. Vor 30 Jahren hatte Billy Graham, der auch „Maschinengewehr Gottes“ genannt wurde, in der Grugahalle nahe der Messe gepredigt.
Der 2018 im Alter von 99 Jahren gestorbene evangelikale Pastor prägte wie kaum ein anderer die protestantische Christenheit in den USA. Sein Sohn Franklin, ebenfalls konservativer baptistischer Prediger, gilt als Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump. Ähnliche Veranstaltungen wie in Essen sind im Herbst in London und Rom geplant.