Bistum: Weitere Hinweise zu Missbrauch durch Hengsbach

Bistum: Weitere Hinweise zu Missbrauch durch Hengsbach
Laut dem Bistum Essen gibt es weitere Meldungen mit Blick auf die Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Kardinal Hengsbach. Eine Statue des 1991 gestorbenen Ruhrbischofs wurde am Montagmorgen entfernt.

Essen (epd). Beim Bistum Essen haben sich laut Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck weitere Menschen im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen gegen Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991) gemeldet. Am Montagmorgen wurde zudem die Statue des früheren Kardinals vor dem Essener Dom abgebaut. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) kritisierte den Umgang mit den Vorwürfen und kündigte an, das eigene Archiv nach Hinweisen zu durchsuchen. Hengsbach war in seinen frühen Jahren in dem Komitee aktiv.

Ein Bistumssprecher sagte dem Evangelischen Pressesdienst (epd) am Montag auf Anfrage, er wisse noch nicht genau, wie viele Menschen sich bei den unabhängigen Ansprechstellen gemeldet hätten und ob sie selbst Betroffene seien. Overbeck betonte am Sonntagabend im WDR Fernsehen: „Das wird jetzt alles durch Gespräche entsprechend geklärt und dann werde ich informiert werden.“

In der vergangenen Woche hatte das Bistum mitgeteilt, dass seit 2011 gegen den Gründerbischof des Ruhrbistums „gravierende“ Missbrauchsvorwürfe erhoben worden seien. Die bisher bekannten drei Fälle beziehen sich auf die 1950er und 1960er Jahre. Einer wurde jedoch wieder zurückgezogen. Die aktuellen Nachforschungen wurden durch eine Person ausgelöst, die sich im vergangenen Oktober bei den Ansprechpersonen des Bistums Essen gemeldet und angegeben hatte, dass sie im Jahr 1967 einen sexuellen Übergriff durch Franz Hengsbach erlitten habe.

Overbeck sagte dem WDR: „Das Entsetzen, das erlebe ich in diesen Tagen auch, ist deswegen so groß, weil er eben so eine wichtige Identifikationsfigur für unser Bistum gewesen ist.“ Ihm sei wichtig, „dass auch die Leute ermutigt werden, sich zu melden, die gerade wegen der Popularität meines Vorgängers, sich nicht getraut haben, was zu sagen“.

In einem am Freitag veröffentlichten Schreiben an die Gemeinden hatte Overbeck um Entschuldigung gebeten. Nachdem ein erster Vorwurf 2011 bekannt geworden und von der Kongregation für die Glaubenslehre als nicht plausibel eingestuft wurde, habe er nichts weiter unternommen, weil er den Fall als bearbeitet angesehen habe. Er habe deshalb auch ein Forschungsteam nicht auf diesen Vorgang aufmerksam gemacht, das die im März vorgestellte Aufarbeitungsstudie zu sexuellem Missbrauch im Bistum erarbeitet hatte.

Das ZdK kritisierte, dieser Umgang der Kirche mit den Vorwürfen koste weiteres Vertrauen. „Wieder entsteht der Eindruck, dass nicht die Betroffenen, sondern die Täter geschützt wurden“, sagte die Präsidentin Irme Stetter-Karp. Da Hengsbach in den 1940er, 50er und 60er Jahren selbst im Komitee aktiv gewesen sei, werde nun geprüft, ob es im ZdK-Archiv oder den Korrespondenzen Hinweise darauf gebe, dass das ZdK rund um die gegen Hengsbach erhobenen Vorwürfe kontaktiert wurde. Bisher sei aber nichts gefunden worden.

Als Reaktion auf die Missbrauchsvorwürfe hatten die Domkapitulare einvernehmlich am Freitag beschlossen, dass das Hengsbach-Denkmal auf dem Domhof entfernt werden soll. An dessen Stelle soll ein Gedächtnisort für die Opfer sexuellen Missbrauchs entstehen. Die Statue wurde laut Bistum zunächst eingelagert. Zuvor hatte bereits die Stadt Essen erklärt, den im Stadtzentrum gelegenen Kardinal-Hengsbach-Platz umzubenennen.