Essen, Köln (epd). Beim Bistum Essen haben sich laut Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck weitere mutmaßliche Missbrauchsopfer von Kardinal Franz-Josef Hengsbach gemeldet. „Aber ich weiß noch nicht wie viele“, sagte er am Sonntagabend im WDR Fernsehen. „Das wird jetzt alles durch Gespräche entsprechend geklärt und dann werde ich informiert werden.“
In der vergangenen Woche hatte das Bistum mitgeteilt, dass gegen den Gründerbischof des Ruhrbistums „gravierende“ Missbrauchsvorwürfe erhoben worden seien. Die drei bislang bekannten Fälle beziehen sich auf die 1950er und 1960er Jahre. Hengsbach war bis kurz vor seinem Tod 1991 Bischof in Essen, zuvor war er Weihbischof im benachbarten Erzbistum Paderborn.
Overbeck sagte dem WDR: „Das Entsetzen, das erlebe ich in diesen Tagen auch, ist deswegen so groß, weil er eben so eine wichtige Identifikationsfigur für unser Bistum gewesen ist.“ Ihm sei wichtig, „dass auch die Leute ermutigt werden, sich zu melden, die gerade wegen der Popularität meines Vorgängers, sich nicht getraut haben, was zu sagen“.
In einem am Freitag veröffentlichten Schreiben an die Gemeinden hatte Overbeck um Entschuldigung gebeten. Nachdem ein erster Vorwurf 2011 bekannt geworden und vom Vatikan als nicht plausibel eingestuft wurde, habe er nichts weiter unternommen, weil er den Fall als bearbeitet angesehen habe. Er habe deshalb auch ein Forschungsteam nicht auf diesen Vorgang aufmerksam gemacht, das die im März vorgestellte Aufarbeitungsstudie zu sexuellem Missbrauch im Bistum erarbeitet hatte.