Frankfurt a.M., Libreville (epd). Nach dem Putsch in Gabun hat die Opposition das Militär zum Dialog aufgefordert. Bisher zeige die Armee noch nicht, dass sie die Macht bald an eine zivile Regierung abgeben wolle, sagte die Sprecherin des Bündnisses „Alternance 2023“, Alexandra Pangha, dem britischen Sender BBC am Freitag. Man warte weiter auf eine Einladung zum Gespräch.
Das Militär in dem zentralafrikanischen Land hatte am Mittwoch Präsident Ali Bongo abgesetzt, nachdem die Behörden seinen Sieg bei den Wahlen vom 26. August verkündet hatten. Bongo regierte Gabun seit dem Tod seines Vaters Omar Bongo 2009. Die Familie Bongo dominiert die Politik des Landes seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960.
Das Militär habe Gabun vor einem weiteren Putsch an den Urnen bewahrt, sagte der Politiker Mike Jocktane, ebenfalls Sprecher von „Alternance 2023“ am Donnerstag mit Bezug auf die Wahlen 2009 und 2016. Auch damals war Ali Bongo begleitet von Manipulationsvorwürfen und Protesten nach offiziellem Ergebnis zum Sieger ernannt worden. Die Armee habe dem Land damit gravierende finanzielle und soziale Konsequenzen erspart.
Nun müsse die durch die Behörden gestoppte Auszählung der Stimmen fortgeführt werden, forderte Jocktane. Am Ende dieses Prozesses, der unter Aufsicht der Militärs erfolgen solle, werde Albert Ondo Ossa, Kandidat von „Alternance 2023“, seinen Sieg amtlich bestätigt sehen.
Das Bündnis lade die Sicherheitskräfte zum Gespräch ein, um Gabun einen langen, noch düstereren Weg zu ersparen, sagte der Politiker und evangelikale Pastor. Es müsse eine Isolation Gabuns durch die internationale Gemeinschaft und Finanzinstitutionen mit verheerenden Folgen für die Bevölkerung verhindert werden, die erfolgen würde, sollte das Land den Weg der Rechtsstaatlichkeit verlassen.
Das Militär hat den Chef der Präsidialgarde und Cousin des gestürzten Ali Bongo, Brice Oligui Nguema, zum Übergangspräsidenten ernannt. Der nach einem Schlaganfall 2019 schwer kranke Bongo steht derzeit unter Hausarrest.