Berlin, Bogotá (epd). In Kolumbien wurde der ehemalige Kommandeur der Streitkräfte, Mario Montoya, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Der General wird verantwortlich gemacht für außergerichtliche Hinrichtungen in 130 Fällen, wie die Tageszeitung „El Tiempo“ am Mittwoch (Ortszeit) aus der Anklageschrift zitiert. So soll Montoya über die Zahl der Opfer gelogen und weitere Fälle von übermäßiger Gewaltanwendung vertuscht haben. Montoya war zwischen 2006 und 2008 Befehlshaber der kolumbianischen Armee.
Den Richtern der Sonderjustiz (JEP) zufolge soll Montoya die ihm unterstellten Militäreinheiten unter Druck gesetzt und „Kampfopfer“ gefordert zu haben. Er habe zudem das von ihm veranlasste Blutvergießen öffentlich verherrlicht. Montoya soll die in der Region aktive Farc-Guerilla für die von ihm befehligten Hinrichtungen verantwortlich gemacht haben.
Montoya wurde von dem damaligen Präsidenten Álvaro Uribe (2002 bis 2010) ins Amt berufen, der sich wegen seiner Verbindungen zu rechten Paramilitärs gerichtlich verantworten muss. Der aktuelle linksgerichtete Präsident Gustavo Petro war vor einem Jahr mit dem Wahlversprechen angetreten, nach mehr als 50 Jahren Bürgerkrieg das Land endgültig zu befrieden. Bisher hält die Gewalt allerdings an. Bei den Kämpfen zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden insgesamt mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen Menschen wurden vertrieben. Rund 80.000 Kolumbianer gelten noch als vermisst.