Berlin (epd). Die Präsidentin des Deutschen Kinderschutzbunds, Sabine Andresen, hat die Debatte über die Einführung einer Kindergrundsicherung kritisiert. Sie sei „aus der Perspektive von Familien mit Kindern unwürdig und beschämend“, sagte Andresen dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Freitag). „Denn ungefähr jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in Armut auf. Und wenn der Kampf gegen diese Kinderarmut nicht priorisiert wird, dann wird eine Chance vertan.“
„Die Gesundheit und die Bildungschancen von Kindern, die in Armut aufwachsen, sind erheblich beeinträchtigt“, sagte Andresen weiter. „Das wirkt sich auch wirtschaftlich aus.“ Es gehe zudem nicht nur darum, dass Leistungen zusammengelegt würden oder das Kindergeld erhöht werde. Es gehe um einen Paradigmenwechsel. „Ich frage mich: Warum positioniert sich eine sozialdemokratische Partei da nicht eindeutiger?“, sagte die Präsidentin des Kinderschutzbundes.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) streiten seit Monaten, wie viel Geld für die Kindergrundsicherung jährlich zur Verfügung stehen soll. Paus will bis zu sieben Milliarden Euro, Lindner hat bisher zwei Milliarden Euro veranschlagt. Die Familienministerin hatte am Mittwoch mit einem Vorbehalt verhindert, dass Lindners Gesetz mit Steuererleichterungen für die Wirtschaft in Höhe von mehr als sechs Milliarden Euro vom Kabinett beschlossen werden konnte.
In der Kindergrundsicherung sollen die Familienleistungen zusammengefasst werden. Nach dem Willen von SPD und Grünen sollen bedürftige Familien insgesamt höhere Leistungen erhalten als heute. Die FDP will nur eine Verwaltungsvereinfachung, um sicherzustellen, dass alle Familien die ihnen zustehenden Leistungen bekommen.