Berlin, Aachen (epd). Das katholische Hilfswerk Misereor hat im vergangenen Jahr mit 61,7 Millionen Euro weniger Mittel aus Spenden und Kollekten als im Vorjahr (2021: 63,1 Millionen Euro) eingenommen. Dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Jahresbericht der Hilfsorganisation zufolge standen 2022 insgesamt 241,5 Millionen Euro für Projekte in rund 90 Ländern zur Verfügung. Im Vorjahr waren es 247 Millionen Euro.
Besondere Sorge bereitet Misereor nach Angaben des Hilfswerks aktuell die Lage in Niger, der Sahel-Zone, im Sudan und in Äthiopien. Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel sagte, die Ereignisse in Niger beeinträchtigten zunehmend die Arbeit der dortigen Partner. „Der Zugang zu benachteiligten Bevölkerungsgruppen in abgelegenen Regionen wird komplizierter und riskanter“, sagte Spiegel. Überdies würden die für die Arbeit notwendigen Ausrüstungen, Strom und Treibstoff knapper.
Vor dem Hintergrund von weltweit 110 Millionen Geflüchteten bezeichnete Spiegel Forderungen nach einer Infragestellung des individuellen Rechts auf Asyl als nicht angemessen: „Stattdessen brauchen wir partnerschaftliche Abkommen mit den Ländern des globalen Südens, die auch die Situation in den Herkunfts- und Transitländern berücksichtigen.“
Der Vorsitzende der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe (KZE), Prälat Karl Jüsten, beklagte vor diesem Hintergrund staatliche Kürzungen. Im vergangenen Jahr hätten der Zentralstelle 164,13 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung gestanden. Das seien knapp 6,1 Millionen Euro weniger als im Vorjahr gewesen.