Erinnerung an Mauerbau und Grenzabriegelung

Erinnerung an Mauerbau und Grenzabriegelung
28 Jahre lang teilte die Mauer Berlin. Mindestens 140 Menschen starben bei Fluchtversuchen oder Zwischenfällen an der Grenze. Zum 62. Jahrestag des Mauerbaus wurde am Sonntag an diese Opfer erinnert.

Berlin (epd). An den Bau der Berliner Mauer vor 62 Jahren und die Abriegelung der DDR-Grenzen ist am Sonntag mit zahlreichen Veranstaltungen erinnert worden. An einer Gedenkandacht in der Berliner Kapelle der Versöhnung nahmen neben Angehörigen von Mauertoten unter anderem Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), Vertreter von Bund und Ländern sowie Abgeordnete teil. Anschließend wurden an der zentralen Gedenkstätte an der Bernauer Straße Kränze niedergelegt.

Gedenkveranstaltungen fanden am Sonntag auch in mehreren Berliner Bezirken sowie mehreren ostdeutschen Bundesländern statt. Brandenburg hielt die zentrale Gedenkveranstaltung des Landes in Teltow am südwestlichen Stadtrand von Berlin ab. Auch an der Glienicker Brücke in Potsdam wurde der Grenztoten gedacht. Die Brücke fungierte ab 1949 zunächst als Grenzübergang von Potsdam nach West-Berlin, später wurden dort während des Kalten Krieges mehrfach Agenten und Gefangene ausgetauscht.

Am 13. August 1961 riegelte die DDR die Grenze zu West-Berlin ab. In den folgenden 28 Jahren bis zum Fall der Mauer 1989 starben mindestens 140 Menschen nach Fluchtversuchen oder bei anderen Zwischenfällen an den Sperranlagen. An der gesamten innerdeutschen Grenze wird von etwa 650 Toten ausgegangen.

Der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier, rief in der Berliner Kapelle der Versöhnung zum Kampf für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte auf. Dies sei besonders nötig in einer Zeit, „in der unsere westlichen Freiheitswerte allerorts verteidigt werden müssen, nicht nur an der Front in der Ukraine“, sagte Klausmeier.

Landtag und Landesregierung Brandenburgs gedachten in Teltow der Maueropfer. Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) erinnerte in ihrer Rede an Repression und Gewalt, aber auch an die Überwindung der Teilung und die Befreiung von der SED-Diktatur 1989. Auch heute brauche Demokratie aktive Bürgerbeteiligung und gegenseitiges Vertrauen zwischen den Menschen. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) nannte den 13. August 1961 ein Datum, das sich „tief in das Gedächtnis der Deutschen in Ost und West eingebrannt“ habe. Umso wichtiger sei, gegen das Vergessen anzugehen.

Opfervertreter warnten indes aus Anlass des Jahrestages vor einer Ritualisierung des Gedenkens. Der Vorsitzende der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Dieter Dombrowski, sagte dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND/Samstag), das Gedenken an die Mauertoten und die Verbrechen der SED-Diktatur müssten als Erinnerung und Mahnung wachgehalten und auch vermittelt werden. Die Besonderheit des Gedenktages 13. August bestehe darin, dass viele Menschen immer noch unter den Folgen der SED-Diktatur litten.

Die SED-Opferbeauftragte des Bundestages, Evelyn Zupke, sagte dem RND, an der Berliner Mauer hätten sich viele Wege getrennt, für Paare, Familien oder Freunde. Sie betonte: „Die Mauer war eben nicht nur ein Riss durch diese Stadt. Und die innerdeutsche Grenze war nicht nur ein Riss durch unser Land. Mauer und Grenze waren ein Riss durch die Gesellschaft.“