Fast 125.000 Staatenlose in Deutschland

Fast 125.000 Staatenlose in Deutschland

Berlin (epd). In Deutschland leben fast 125.000 staatenlose Menschen. Laut einem am Freitag vom Mediendienst Integration in Berlin veröffentlichten Dossier waren Ende Februar im Ausländerzentralregister rund 124.500 Menschen ohne Staatsangehörigkeit aufgeführt. Weniger als ein Drittel von ihnen (29.500 Personen) waren als staatenlos anerkannt. Für die 95.000 weiteren Menschen wurde eine „ungeklärte Staatsangehörigkeit“ angegeben.

Die meisten der Staatenlosen sind Palästinenser oder Kurden, die sich etwa nach einer Flucht nicht in einem anderen Land einbürgern lassen konnten. Von Staatenlosigkeit betroffen sind aber auch frühere Bürgerinnen und Bürger der UdSSR oder des früheren Jugoslawiens, deren Herkunftsstaaten nicht mehr existieren und Dokumente fehlen, um die Staatsangehörigkeit der Nachfolgestaaten zu erhalten.

Dem Mediendienst zufolge leben 60 Prozent der Staatenlosen bereits seit mehr als sechs Jahren in Deutschland. Mindestens 8.300 der staatenlosen Menschen sind in Deutschland zur Welt gekommen. Der Status vererbt sich, weil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht automatisch mit einer Geburt hierzulande erworben wird.

Die Staatenlosigkeit ist den Angaben zufolge für die Betroffenen eine Hürde im Alltag, etwa bei der Stellen- und Wohnungssuche oder beim Kontakt mit Behörden. Einziger Ausweg aus der Situation sei die Einbürgerung, die für Staatenlose nach mindestens sechsjährigen Aufenthalt möglich ist, wenn die Identität abschließend geklärt ist. Die Anerkennung als Staatenloser gilt daher als wichtige Grundlage.

Der Mediendienst Integration ist eine Initiative des Rats für Migration, eines bundesweiten Zusammenschlusses von Migrationsforscherinnen und -forschern. Das Projekt wird unter anderem von der Bundesregierung gefördert.