Hamburg, Frankfurt a.M. (epd). Das Segelschiff „Nadir“ der Organisation Resqship hat im Mittelmeer etwa 170 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Die Besatzung habe die Geflüchteten in der Nacht zu Freitag in vier Booten zunächst stabilisiert und um Hilfe vor allem für zwei im neunten Monat schwangere Frauen gebeten, teilte die Hamburger Initiative am Freitag mit. Da die italienischen Behörden kein Schiff für die Evakuierung der Frauen zur Verfügung gehabt hätten und kein weiteres Abwarten möglich gewesen sei, habe die Besatzung alle Menschen an Bord genommen.
Anschließend habe die italienische Küstenwache 60 Menschen übernommen, darunter die Notfälle. Die 110 restlichen Menschen brachte die „Nadir“ am Freitagnachmittag in Lampedusa an Land.
Auch das Segelschiff „Astral“ der spanischen Organisation Proactiva Open Arms brachte 136 Gerettete nach Lampedusa, davon eine Schwangere und vier Kinder, wie die Organisation mitteilte. Die Menschen seien in drei komplizierten Einsätzen an Bord genommen worden. Wie die „Nadir“ ist die „Astral“ vor allem ein Beobachtungsboot mit nur eingeschränkten Rettungskapazitäten und wenig Möglichkeiten, Gerettete länger zu versorgen.
Die Besatzungen der beiden „Proactiva Open Arms“-Schiffe „Astral“ und „Open Arms“ hätten zusammen insgesamt 913 Menschen Hilfe geleistet, teilte die spanische Organisation mit. Die „Open Arms“ unterstützte am Donnerstag demnach 777 Geflüchtete in neun Einsätzen, von denen ein Großteil von der italienischen Küstenwache übernommen wurde. Die „Open Arms“ nahm 264 Gerettete an Bord. Zunächst sollte sie 66 von ihnen nach Lampedusa bringen und den Rest nach Neapel. Aufgrund von schlechten Wetterbedingungen wiesen die italienischen Behörden der Besatzung dann aber den näheren Hafen von Brindisi für die Anlandung zu.
Während des Einsatzes hätten die Crew-Mitglieder der „Open Arms“ zwei illegale Rückführungen von Flüchtlingsbooten durch libysche Milizen beobachtet, teilte die Organisation mit. Immer wieder berichten private Rettungsinitiativen von erzwungenen Rückführungen von Geflüchteten durch die Küstenwache Libyens, die größtenteils aus Milizionären besteht.
Seit Jahresanfang hat die Organisation Resqship nach eigener Darstellung bereits rund 3.000 Menschen aus Seenot gerettet. Ein Rettungssanitäter sagte, die Situation in den zurückliegenden Monaten sei „neu für uns“: Noch nie sei die Organisation „einer solchen Belastung ausgesetzt“ gewesen.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen beim Versuch der Überquerung seit Beginn des Jahres fast 2.100 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich viel höher.