Berlin, Bogotá (epd). In Kolumbien ist am Donnerstag ein Waffenstillstand zwischen der Regierung und der ELN-Guerilla in Kraft getreten. Sechs Monate sollen laut der im Juni bei Verhandlungen in Havanna getroffenen Vereinbarung die Waffen schweigen. Zudem ist die Aufnahme von Friedensverhandlungen geplant. Die ELN ist die letzte noch aktive Guerilla in Kolumbien und verfügt Schätzungen zufolge über etwa 3.000 Kämpfer.
Kolumbiens Präsident Gustavo Petro, der selbst einst Mitglied der früheren Stadtguerilla M-19 war, hat bei seinem Amtsantritt vor rund einem Jahr versprochen, Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen des Landes aufzunehmen, um einen „totalen Frieden“ zu erreichen. Die Vereinbarung mit der ELN ist der bislang wichtigste Erfolg auf diesem Weg.
Vorangegangene Friedensgespräche waren immer wieder gescheitert. 2019 hatte Kolumbiens damaliger Präsident Iván Duque Friedensgespräche nach einem Angriff der ELN auf eine Kadettenschule mit 23 Toten unterbrochen.
Während des Waffenstillstandes sind jegliche bewaffneten Aktivitäten verboten. Auch Geiselnahmen, Zwangsumsiedlungen oder die Rekrutierung von Kindern ist laut einer gemeinsamen Erklärung untersagt. Für die Überwachung des Waffenstillstandes, der bei Bedarf auch verlängert werden kann, sind unter anderem der Hochkommissar für Frieden, die kolumbianische Bischofskonferenz und die UN-Mission in Kolumbien verantwortlich.
Bei den schon mehr als 50 Jahre andauernden Kämpfen zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden insgesamt mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen Menschen wurden vertrieben. Rund 80.000 Kolumbianer gelten noch als vermisst.