Berlin (epd). Mit einem Hitzeschutzplan des Bundesgesundheitsministeriums soll die Zahl der Hitzetoten in Deutschland halbiert werden. Ziel sei es, in diesem Jahr die Zahl auf unter 4.000 zu drücken, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Freitag in Berlin nach einem Treffen mit dem Deutschen Hausärzteverband. 2022 habe es bundesweit etwa 8.000 Hitzetote gegeben. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts starben in diesem Jahr in Deutschland bereits 1.510 Menschen durch Hitze, davon 880 in der Altersgruppe 85 plus.
Analog zu dem seit 2004 in Frankreich bestehenden nationalen Hitzeschutzplan hat das Bundesgesundheitsministerium nach Lauterbachs Worten einen solchen Plan für Deutschland entwickelt. Es gehe vor allem um den Schutz sogenannter vulnerabler Gruppen wie Ältere, Kinder, Vorerkrankte, Pflegebedürftige, Alleinlebende, Menschen mit Behinderungen oder Obdachlose.
Der Gesundheitsminister will eine Verzahnung beim Hitzeschutz, besonders im Gesundheitswesen. Adressaten des Hitzeschutzplanes sind deshalb vor allem Hausärzte, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, der öffentliche Gesundheitsdienst sowie Länder und Kommunen. So sollen die Hausärzte beispielsweise gezielt Kontakt zu vulnerablen Patientinnen und Patienten aufnehmen und Schutzmaßnahmen besprechen, wenn eine Hitzewelle droht.
Lauterbach will das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zum Standard machen und gegebenenfalls mit verpflichtenden Akutmaßnahmen koppeln, beispielsweise in Pflegeeinrichtungen. Angedacht seien auch Warnungen per App und SMS.
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Markus Beier, sagte, er sei froh, dass bei den Hitzeschutzmaßnahmen auch die Hausarztpraxen im Mittelpunkt stünden. „Wir Hausärzte versorgen jährlich etwa 34 Millionen Menschen mit chronischen Erkrankungen“, sagte Beier. Es sei wichtig, bei allen das Bewusstsein zu schaffen, dass Hitze eine Gefahr ist.Beier verwies auf ein Modellprojekt von Hausärzteverband und AOK Baden-Württemberg, in dem Praxisteams entsprechend geschult werden.
Kritik an dem Lauterbach-Plan kommt unter anderem von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Die Hitzeschutzpläne und die Debatte darüber seien gut und wichtig, erklärte die stellvertretende DKG-Vorstandsvorsitzende Henriette Neumeyer: „Aber die Krankenzimmer kühlen leider nicht durch Diskussionen und Absichtserklärungen ab.“ Die Krankenhäuser benötigten ein Investitionsprogramm, um flächendeckend die oft sehr alte Gebäudesubstanz auf Hitze vorzubereiten.
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte: „Aneinanderreihungen von Selbstverständlichkeiten sind kein Hitzeschutzplan“. Apps, Plakate und Warnmeldungen senkten die Temperaturen in den Räumen von Kranken und Pflegebedürftigen nicht: „Ein Hitzeschild ist nicht zum Nulltarif zu haben.“