Frankfurt a.M., Phnom Phen (epd). Nach fast vier Jahrzehnten an der Macht hat Kambodschas Premierminister Hun Sen seinen Rücktritt angekündigt. Seinen Rückzug aus dem Amt gab der seit 1985 regierende Langzeitherrscher am Mittwoch - und damit wenige Tage nach der Parlamentswahl - in einer im Fernsehen übertragenen Rede bekannt, wie die Zeitung „Khmer Times“ berichtete. Demnach soll sein Sohn Hun Manet neuer Regierungschef des südostasiatischen Landes werden.
Dem Bericht zufolge plant der 70-jährige Hun Sen seinen Rückzug zum 22. August. Er wolle jedoch Vorsitzender der Volkspartei (CPP) bleiben. Zudem plane er, im Februar 2024 die Präsidentschaft des Senats zu übernehmen. Am Sonntag hatte die CPP-Partei die Parlamentswahl in Kambodscha deutlich gewonnen und damit den Weg für eine weitere Amtszeit Hun Sens freigemacht.
Menschenrechtler hatten die Wahl als demokratische Farce kritisiert. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, berichtete am Mittwoch, Oppositionelle, Gewerkschafter, Journalisten und Mitglieder der Zivilgesellschaft seien eingeschüchtert, bedroht und vereinzelt körperlich attackiert worden. Restriktive Gesetze und Verordnungen hätten die Registrierung und Beteiligung von Oppositionsparteien und deren Kandidaten an den Wahlen am vergangenen Sonntag unterdrückt.
Die Übertragung der Macht an Hun Manet hatte sich bereits angekündigt. Der 45-jährige Sohn Hun Sens kandidierte bei der Wahl erstmals für ein politisches Amt. Der hochdekorierte Armeegeneral besuchte mehrere westliche Eliteuniversitäten und gilt als bescheiden und zugänglich.
Hun Sen regiert Kambodscha seit 38 Jahren und ist damit einer der am längsten amtierenden Regierungschefs der Welt. Unter seiner Führung hat das Land eine beachtliche wirtschaftliche Entwicklung vollzogen. Doch der Preis dafür ist hoch: Seit Jahren unterdrückt Hun Sens Regierung die Opposition, lässt unliebsame Politiker und Aktivisten verhaften und kritische Medien verbieten. Zudem ist das südostasiatische Königreich geprägt von Korruption, große Teile der ländlichen Bevölkerung leiden unter Armut und mangelnden Bildungschancen. Auch bei der Wahl am Sonntag durfte die einzige große Oppositionspartei nicht teilnehmen.