Berlin, Freiberg (epd). Der sächsische Landrat Dirk Neubauer warnt vor „Unkenrufen“ von Politikern zum Zustand des Landes nach den Kommunalwahl-Erfolgen der AfD in Thüringen und Sachsen-Anhalt. „Ich höre jeden Tag einen Chor von Weltuntergangsfanatikern“, kritisierte der parteilose Landrat des Kreises Mittelsachsen im „Tagesspiegel“ (Mittwoch).
Dabei sei es in schwierigen Zeiten nicht gut, Dinge herbeizureden. „Das ist destruktiv. Unsere Aufgabe als Politik ist doch, eine belastbare Perspektive für die Zukunft zu entwickeln und bei den Menschen dafür zu werben - und nicht jeden Tag darüber zu sprechen, was wir nicht wollen und wer an was auch immer schuld ist“, sagte der 52-jährige Kommunalpolitiker.
Natürlich habe der AfD-Höhenflug etwas mit den herausfordernden Zeiten und der Bundespolitik zu tun: „Es werden Fehler gemacht. Dafür kann man in dieser Lage Verständnis haben.“ Aber was die Leute wirklich aufrege, sei das „Gezänk“: „Das höre ich in so vielen meiner Gespräche. Da sagen Menschen: Die sollen aufhören, sich wie Kinder zu verhalten, und an Lösungen arbeiten.“
Da gehe Vertrauen verloren und es entstehe Wut und Ohnmacht, dem allen ausgeliefert zu sein, kritisierte er. Die Opposition stelle sich der Regierung nicht konstruktiv in den Weg, sondern arbeite mit Populismus und verunsichere Menschen noch weiter.
Der parteilose Neubauer war 2022 mit knapp 56 Prozent zum Landrat gewählt worden. Der AfD-Gegenkandidat kam auf 24 Prozent. Zuvor war Neubauer, der zwischenzeitlich der SPD angehörte, neun Jahre lang Bürgermeister im sächsischen Augustusburg. Er setzt sich für Bürgerbeteiligung und Digitalisierung ein.