Berlin (epd). Mit zunehmender Dauer des russischen Angriffskriegs wollen immer mehr Flüchtlinge aus der Ukraine längerfristig in Deutschland bleiben. Wie aus den am Mittwoch vorgestellten Ergebnissen der zweiten Welle einer großangelegten Befragung von Geflüchteten aus der Ukraine hervorgeht, hatten zu Beginn dieses Jahres 44 Prozent von ihnen langfristige Bleibeabsichten. Das waren fünf Prozentpunkte mehr als im Spätsommer vergangenen Jahres.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), das Forschungszentrums des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) befragten zwischen Januar und März dieses Jahres erneut Geflüchtete aus der Ukraine zu ihren Lebensumständen in Deutschland. Knapp 7.000 Frauen und Männer, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen waren und im vergangenen Jahr zum ersten Mal befragt wurden, gaben dabei Auskunft zu ihrer Wohn- und Arbeitssituation, zum Besuch von Sprach- und Integrationskurses sowie der Betreuungssituation ihrer Kinder.
Die Teilhabe der Ukrainerinnen und Ukrainer habe innerhalb von knapp einem Jahr leichte Fortschritte gemacht, sagte Andreas Ette vom BiB. Er verwies dabei auf Ergebnisse der aktuellen Befragung, wonach im Vergleich zum Sommer 2022 inzwischen mehr ukrainische Kinder die Schule oder eine Kinderbetreuungseinrichtung besuchen. Erhöht hat sich demnach auch der Anteil von ukrainischen Erwachsenen, die einen Sprachkurs besuchen oder abgeschlossen haben, auf 75 Prozent. Fast zwei Drittel (65 Prozent) besuchten zu Beginn dieses Jahres noch einen solchen Kurs.
Yuliya Kosyakova, Forscherin am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, sieht darin einen Grund, warum die Erwerbsquote ukrainischer Flüchtlinge im Vergleich zum Sommer vergangenen Jahres nicht wesentlich gestiegen ist. Wegen des Besuchs der Kurse stünden die Menschen dem Arbeitsmarkt nur begrenzt zur Verfügung, sagte sie. 18 Prozent der ukrainischen Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter hatten der Befragung zufolge zu Beginn dieses Jahres eine Arbeit. Im Sommer 2022 waren es 17 Prozent.