Hannover (epd). Am Landgericht Hannover hat am Montag der Prozess gegen einen 14-jährigen Jugendlichen aus Wunstorf bei Hannover begonnen, der einen gleichaltrigen Mitschüler getötet haben soll. Er ist vor einer Jugendkammer des Gerichts wegen Mordes aus Heimtücke und versuchter Erpressung in zwölf Fällen angeklagt. Weil der mutmaßliche Täter noch minderjährig ist, findet das Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, wie Gerichtssprecherin Christine Rosner dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte (AZ: 31 KLs 8/23).
Der Angeklagte sitzt in Untersuchungshaft in der Jugendanstalt Hameln. Er hat die Tat eingeräumt, das Motiv ist allerdings unklar. Sein Anwalt kündigte an, er wolle sich im Laufe des Verfahrens im Namen seines Mandanten zu den Vorwürfen äußern. Bisher hatte dieser dazu geschwiegen. Angesetzt sind sieben Verhandlungstage bis zum 28. August.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Jugendlichen vor, den Mitschüler gefesselt und mit Steinen erschlagen zu haben. Zudem habe er vor der Tat Erpresserbriefe in die Briefkästen von Nachbarn geworfen und die Empfänger dazu aufgefordert, Geld zu deponieren. Dabei habe er gedroht, die Häuser der Empfänger zu sprengen oder ihnen und ihren Kindern etwas anzutun, wenn sie der Forderung nicht nachkämen. Nach dem Jugendstrafrecht droht dem Angeklagten eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.
Der Leichnam des getöteten Mitschülers war Ende Januar nach einer großangelegten Suche auf dem Brachgelände einer alten Gärtnerei am Rande eines Dorfes bei Wunstorf gefunden worden. Der Junge war am Abend zuvor nicht von einer Verabredung mit dem Schulkameraden zurückgekehrt und als vermisst gemeldet worden. Beide besuchten die Evangelische Integrierte Gesamtschule in Wunstorf, gehörten aber unterschiedlichen Schulklassen an.
Schulleiterin Elke Helma Rothämel sagte Ende Mai dem epd, die Tat sei für die gesamte Schulgemeinschaft „an Unfassbarkeit nicht zu übertreffen“. Die Jungen hätten sich schon seit Kindergarten-Zeiten gekannt. Es habe keinerlei Hinweise auf Mobbing gegeben: „Bis jetzt ist die Frage nach dem Warum für mich und uns als Schulgemeinschaft offen, können wir uns überhaupt nicht vorstellen, weshalb der mutmaßliche Täter so einen Entschluss gefasst hat.“