Osnabrück (epd). Indoor-Farmen könnten nach Ansicht des Osnabrücker Agrarwissenschaftlers Andreas Ulbrich weltweit in Städten zur Ernährungssicherung der Menschen beitragen. Immer mehr Menschen strebten in die Metropolen und wollten sich dort mit qualitativ hochwertigen und regional angebauten Lebensmitteln versorgen, sagte der Chef des Forschungsprojektes „Agrarsysteme der Zukunft“ an der Hochschule Osnabrück im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Ulbrich und sein Team erforschen, welche Kulturpflanzen sich für eine solche High-Tech-Produktion eignen. Dafür wurde in Osnabrück ein Gebäude mit mehreren Indoor-Farmen und einem Dachgewächshaus errichtet, das im November 2022 eröffnet wurde. In der Indoor- oder auch Vertical-Farm werden die Pflanzen unter künstlichem Licht und in mehreren Etagen übereinander angebaut.
Es komme darauf an, Pflanzen zu identifizieren, die Makronährstoffe, also Kohlehydrate, Eiweiße und Fette, sowie weitere wichtige Inhaltsstoffe wie Vitamine lieferten. Nur dann lohnten sie sich für den hochintensiven Anbau in Gebäuden, sagte Ulbrich. Er und sein Team experimentierten derzeit mit Süßkartoffeln, Wasserlinsen und demnächst mit dem Moringa- oder Meerrettichbaum. Indoor-Farmen, die es vereinzelt in Europa und vielfach schon im asiatischen Raum gebe, bauten derzeit im wesentlichen Salate, Sprossen oder Kräuter an: „Doch davon werden die Menschen nicht satt.“
Das Team experimentiere zudem mit Kulturarten, die ein hohes Wertschöpfungspotenzial hätten und für die Menschen ein herausragendes Lebensmittelprodukt seien. „Deswegen haben wir die Vanille- und die Pfefferpflanze bei uns integriert. Wir möchten herausfinden, ob es sinnvoll ist, solche hochwertigen Pflanzen regional und in einer Metropole zu kultivieren.“
Zudem versuchten die Experten, die Vanille und den Pfeffer besser zu verstehen. Sie unterstützen damit die Anbauer in den Ursprungsregionen in Indien, Indonesien, Madagaskar darin, mit den Herausforderungen des Klimawandels umzugehen. „Wir können mit unserer Farm Klimaveränderungen nachstellen. Wir können Kulturschäden, die in der Folge des Klimawandels an verschiedenen Orten auftreten, nachbauen und erkennen, welche Schäden entstehen und warum.“
Indoor-Farmen sollten möglichst in Stoff- und Energiekreisläufe etwa einer Großstadt integriert werden, sagte der Professor für Gemüseproduktion und -verarbeitung. „Deswegen arbeiten wir zurzeit etwa mit einem städtischen Klärwerk in Dinslaken zusammen. Wir entnehmen diesem Nährstoff-Austräge wie Stickstoff, Phosphor oder Kalium, mit denen wir unsere Pflanzen versorgen.“