Münster (epd). Die katholische Kirche wird bei anhaltender Austrittswelle nach Auffassung des Münsteraner Kirchenrechtlers Thomas Schüller im kommenden Jahrzehnt zu einer Minderheitenkirche in Deutschland werden. „Die katholische Kirche stirbt vor den Augen der Öffentlichkeit“, sagte Schüller am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hatte ihre Kirchenmitgliederstatistik veröffentlicht. Demnach verlor sie 2022 700.000 Mitglieder, darunter 522.821 durch Kirchenaustritte.
Diese Menschen hätten nicht den Glauben verloren, sondern sie trauten ihrer Kirche nichts mehr zu, sagte Schüller. Das sei das Dramatische. „Es treten Menschen aus, die an Jesus Christus glauben“, sagte er.
Schüller sagte, die Folgen der anhaltenden Austrittswelle werde auch die Gesellschaft in absehbarer Zeit spüren. Die Frage, ob und wie die Bistümer in Zukunft noch ihre Zuwendungen für Schulen, Pflegeheime, Hospize und Krankenhäuser aufbringen könnten, habe eine gesellschaftspolitische Dimension. Es sei zu erwarten, dass zeitnah mit den Kirchen ein Eckpfeiler des Gesamtsystems, und damit des gesellschaftlichen Zusammenhalts wegbreche.