Berlin (epd). Viele Glaubensrichtungen, ein Ziel: Zu einem internationalen Friedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant' Egidio werden vom 10. bis 12. September in Berlin rund 250 hochrangige Vertreter von Weltreligionen erwartet. Geplant sind unter anderem Diskussionsveranstaltungen und Friedensgebete an verschiedenen Orten, wie die katholische Laiengemeinschaft am Montag in Berlin mitteilte. Außerdem werden mehrere Tausend Anhänger verschiedener Religionsgemeinschaften erwartet. Zum Abschluss des Treffens soll am 12. September am Brandenburger Tor ein Friedensappell verlesen werden.
Der Präsident von Sant' Egidio, Marco Impagliazzo, sagte bei einer Pressekonferenz im Roten Rathaus, der Ukraine-Krieg wie auch Konflikte in anderen Teilen der Welt machten deutlich, wie dringend notwendig es sei, „eine Vision für die Zukunft des Friedens zu entwickeln und gemeinsam aufzubauen“. Zur Eröffnung werde unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet. Außerdem soll Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei einem Diskussionsforum sprechen.
Das Friedenstreffen steht unter der Überschrift „Den Frieden wagen. Religionen und Kulturen im Dialog“. Es ist das 37. von der Gemeinschaft Sant' Egidio organisierte Treffen. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos. Unterstützt werde das Treffen unter anderem mit rund 800.000 Euro vom Auswärtigen Amt, sagte Impagliazzo.
Die Tradition der Friedenstreffen geht zurück auf einen vom damaligen Papst Johannes Paul II. 1986 einberufenen Gebetstag für den Frieden der Weltreligionen im italienischen Assisi. Die vor 55 Jahren gegründete Gemeinschaft Sant' Egidio ist in der Vergangenheit als Friedensvermittler in Konflikten aufgetreten, etwa im Südsudan und in Mosambik. Sie ist nach eigenen Angaben in mehr als 70 Ländern vor allem in der Friedensarbeit und in Sozialprojekten aktiv. Sie hat ihren Hauptsitz im ehemaligen Kloster Sant’ Egidio in Rom.
Der Berliner evangelische Bischof, Christian Stäblein, betonte, das Friedenstreffen stehe seit Jahren für einen Austausch, „der für einen nachhaltigen Frieden der Gesellschaften und in der Welt unerlässlich ist“. Im Mittelpunkt stünden Begegnung und Gebet. „Sie sind das, worauf es ankommt“, sagte Stäblein. Beim Weltfriedenstreffen fänden Menschen aller Religionsgemeinschaften „jenes Miteinander, das gerade heute wichtig ist“. Die Menschen sehnten sich nach einem gerechten Frieden. Dabei kritisierte er indirekt eine Legitimierung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine durch Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch betonte, Religionen könnten „beides sein: Teil der Lösung und Teil des Problems; Ursache und Brandbeschleuniger von gewalttätig ausgetragenen Konflikten, aber auch eine formende Kraft für den Frieden“.
Die jährlich stattfindenden internationalen Friedenstreffen dienen den Angaben zufolge dem Dialog zwischen hochrangigen Vertretern aus Politik und Religion sowie zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen. Nach Aachen (2003), München (2011) und Münster-Osnabrück (2017) wird das Friedenstreffen ab 10. September zum vierten Mal in Deutschland stattfinden.