Berlin (epd). Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat vor einer Wiederholung des Fischsterbens in der Oder gewarnt. Das gesamte Ökosystem des Flusses sei nach wie vor stark geschädigt, betonte sie am Montag in Berlin. Mehr als die Hälfte aller Fische fehle, erklärte sie bei einem Besuch im Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei.
Es gebe zwar Anzeichen für eine erste Erholung des Fischbestandes, aber jede weitere Belastung der Oder hätte „dramatische Folgen für einen sehr langen Zeitraum“, erklärte die Umweltministerin. Das betreffe nicht nur die Lebewesen im Fluss, sondern auch die Menschen, die an und mit der Oder leben. Vor diesem Hintergrund bekräftigte Lemke ihre Forderung an Polen nach einer Senkung der Salzeinleitungen und einem Stopp des Oder-Ausbaus.
„Die Wissenschaft zeigt uns auf, dass dies zur Erholung und Renaturierung der Oder unerlässlich ist“, betonte die Ministerin. Die Fischbestände in der Oder gingen nach Erkenntnissen des Leibniz-Instituts infolge der Umweltkatastrophe vom vergangenen Sommer um 53 bis 67 Prozent zurück.
Das Bundesumweltministerium fördert ein Sonderuntersuchungsprogramm zur Umweltkatastrophe in der Oder. Demnach etablierte sich eine giftbildende Brackwasseralge inzwischen im gesamten untersuchten Flusslauf. Nach Schätzungen des Instituts verendeten bis zu 1.000 Tonnen Fisch in der Oder.
Im August 2022 hatte ein massives Fischsterben in der Oder für Entsetzen gesorgt. Als wesentliche Ursachen waren zu hohe Salzfrachten, niedrige Wasserstände und hohe Temperaturen in Kombination mit einer giftigen Alge ermittelt worden.