Berlin (epd). Nach dem Bootsunglück mit mehr als Hundert Toten und Vermissten haben Überlebende einem Zeitungsbericht zufolge der griechischen Küstenwache eine Mitschuld gegeben. Laut der „Welt am Sonntag“ berichteten Zeugen der Katastrophe übereinstimmend, dass die Küstenwache das Fischerboot, das in der Nacht zum 14. Juni gesunken war, mindestens fahrlässig zum Kentern gebracht haben soll. Schätzungen zufolge waren bis zu 750 Migranten an Bord des Kutters, 104 Menschen konnten lebend geborgen werden.
Laut übereinstimmenden Zeugenaussagen hätte die griechische Küstenwache in der Nacht des Schiffbruchs Seile an dem überladenen Fischerboot angebracht, dessen Motor Stunden zuvor ausgefallen war, heißt es weiter in dem Bericht. Bei dem Versuch, das Boot zu ziehen, sei dieses aus dem Gleichgewicht geraten und gekentert. „Als wir gesunken sind, haben sie das Seil durchgeschnitten und sind weggefahren“, sagte ein 30-jähriger Syrer der Zeitung. Dessen Aussage decke sich mit Schilderungen anderer Betroffener, heißt es in dem Bericht. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte am Freitag über ähnliche Aussagen von Überlebenden berichtet.
Die Anwältin Eleni Spathana, die Dutzende Überlebende vertritt, sagte der „Welt am Sonntag“: „Wir haben ernsthafte Anhaltspunkte, dass die griechische Küstenwache im Fall des gekenterten Fischkutters in mehreren Punkten nicht die nach internationalem Recht vorgeschriebenen Verhaltensregeln befolgt hat.“ Sie forderte die Offenlegung aller Funksprüche und der Einträge in die Logbücher der alarmierten Besatzungen von Frachtschiffen und Yachten in der Nähe des Unglücks.