Nassehi: Zusammenarbeit mit AfD auch eine Frage der Machtchancen

Nassehi: Zusammenarbeit mit AfD auch eine Frage der Machtchancen

Oberursel (epd). Der Soziologe Armin Nassehi hält eine Zusammenarbeit von Union und AfD nicht für ausgeschlossen. „Es wird auch eine Frage der Machtchancen sein“, sagte er der in Oberursel erscheinenden Monatszeitschrift „Publik-Forum“ (Ausgabe vom 23. Juni).

Bislang fehle der CDU eine Machtoption nach rechts, wie sie etwa die SPD mit Grünen und Linken nach links habe, erklärte Nassehi. Dieser Versuchung sei die CDU unter Friedrich Merz bislang zwar noch nicht erlegen. „Aber vor Ort sieht das anders aus“, sagte er. Im Osten Deutschlands wählten die Nachbarn oft die AfD: „Das normalisiert sich dann über Alltagsroutinen, und dann kommt man vielleicht irgendwann nicht mehr um die AfD herum.“

Die Gründe für das aktuelle Umfragehoch der AfD sieht Nassehi unter anderem in einer undifferenzierten Elitenkritik. Es sei „ein blindes Misstrauen“ entstanden. Die AfD bestehe zum einen aus Faschisten und Kryptofaschisten, zum anderen aus Leuten, „die ihre Unzufriedenheit als Ressource pflegen“. Es gehe auch um Bequemlichkeit. Die Welt sei voller Zumutungen, sagte der Soziologe: „Um die Erderwärmung in den Griff zu kriegen, soll man auf Konsum verzichten und mehr Geld fürs Heizen zahlen. All das sind Entscheidungen oder Forderungen, die man den Eliten zurechnen kann, wenn man es sich einfach machen will.“

Elitenkritikern könne man gar nichts recht machen, erläuterte Nassehi. „Diskutiert man mit ihnen, versucht, Sachfragen zu erklären, bestätigt man ihr Weltbild: 'Ihr wollt uns die Welt nach euren Maßstäben erklären!'“, sagte er. Das habe man in der Corona-Pandemie erlebt, das erlebe man nun bei der Klimadebatte.