Genf (epd). Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) will sich verstärkt für eine friedliche Lösung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine einsetzen. Ein Runder Tisch von Kirchenvertretern aus beiden Staaten solle zu Gesprächen über den Konflikt zusammenkommen, sagte der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Heinrich Bedford-Strohm, am Mittwoch in Genf.
„Ich weiß nicht, wie das Resultat aussehen wird“, sagte Bedford-Strohm zum Auftakt des Treffens des Zentralausschusses. Er habe aber die Hoffnung, dass die ÖRK-Initiative erfolgreich sein könne. Man dürfe sich nicht nur auf die militärische Logik verlassen. Der Runde Tisch solle im Oktober in Genf stattfinden, erläuterte ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay.
An dem Runden Tisch sollten Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche, der beiden orthodoxen Kirchen der Ukraine und des ÖRK teilnehmen. Einzelheiten stehen laut ÖRK noch nicht fest.
Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, unterstützt offen den russischen Angriffskrieg und gilt als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die russisch-orthodoxe Kirche ist die größte unter den 352 ÖRK-Mitgliedskirchen. Auf seiner Vollversammlung in Karlsruhe 2022 hatte der Weltkirchenrat den russischen Angriffskrieg verurteilt.
Bedford-Strohm prangerte auch die Kriege in Syrien und im Sudan an. Er ging zudem auf die Gefahren im Nahen Osten und auf der koreanischen Halbinsel ein. „Aber unsere Welt wird auch von der täglichen und zunehmenden Gewalt auf unseren Straßen und in unseren Häusern geplagt und durch die anhaltende Geißel der geschlechtsspezifischen Gewalt und Angriffe auf ethnische und sexuelle Minderheiten“, sagte der bayerische Landesbischof in seiner Rede vor dem Zentralausschuss.
Der Zentralausschuss soll in seiner bis kommenden Dienstag dauernden Tagung einen Strategieplan billigen, der die Arbeit des ÖRK in den nächsten Jahren umreißt. Zudem geht es um eine Finanzstrategie und ein Kommunikationskonzept. Am Sonntag soll außerdem das 75-jährige Bestehen des ÖRK gefeiert werden.
Der Zentralausschuss ist das höchste Leitungsgremium des ÖRK zwischen den Vollversammlungen und tagt üblicherweise alle zwei Jahre. Bedford-Strohm wurde 2022 zum Vorsitzenden gewählt. Die Mitgliedskirchen vertreten rund 580 Millionen Christen. Die katholische Kirche ist kein ÖRK-Mitglied, sie arbeitet aber mit dem Weltkirchenrat zusammen.