Frauenkirchen-Organist verliert Rechtsstreit in erster Instanz

Frauenkirchen-Organist verliert Rechtsstreit in erster Instanz
Seit 2005 hat Organist Samuel Kummer das Musikleben der Dresdner Frauenkirche maßgeblich mitgestaltet. Nach 17 Jahren wurde ihm gekündigt. Jetzt unterlag er in einem Rechtsstreit vor dem Arbeitsgericht.

Dresden (epd). Der Dresdner Frauenkirchen-Organist Samuel Kummer muss nach einem Urteil des Arbeitsgerichts seinen Posten nach 17 Jahren räumen. Der zuständige Richter gab am Mittwoch in Dresden bekannt, dass die von der Stiftung Frauenkirche Dresden ausgesprochene Kündigung als wirksam erachtet werde. Das Urteil des Arbeitsgerichtes ist aber noch nicht rechtskräftig. (AZ: 1 Ca 126/22)

Die Stiftung wirft dem Organisten Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit vor. Der 55-jährige Kummer hatte gegen die Kündigung geklagt. Ob der Organist Berufung einlegen wird, ließ er zunächst offen.

Nach Angaben des Richters soll es mehrere Abmahnungen gegen den Musiker gegeben haben. Auch diese seien rechtens. „Wir sind nicht der Auffassung, dass es sich um Bagatellen handelt bei den Abmahnungen“, sagte der Richter bei der Urteilsverkündung. Auch wenige Minuten der Verspätung seien „nicht schön“.

Zuvor hatte der Richter in einer mündlichen Verhandlung beide Parteien appelliert, sich auf einen Kompromiss zu verständigen. Dieser kam allerdings nicht zustande.

In einer ersten Reaktion auf das Urteil betonten die Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche, Maria Noth und Pfarrer Markus Engelhardt, dass Samuel Kummer ein herausragender Künstler sei. „Es steht für uns außer Frage, dass er in den 17 Jahren seines Wirkens an der Frauenkirche Dresden den Bereich der Orgelmusik mit Leidenschaft und hohem Engagement gestaltet und geprägt hat“, hieß es in dem Statement der Geschäftsführung.

Insbesondere seine Fähigkeiten im Bereich der Orgelimprovisation seien in der Stiftung, der Musikstadt Dresden, national wie international zu Recht geachtet und höchst anerkannt. „An einem Ort wie der Dresdner Frauenkirche reicht künstlerische Exzellenz allein aber nicht aus“, hieß es. Es brauche auch eine „uneingeschränkte Verlässlichkeit“.

Der Entschluss, dem Musiker zu kündigen, sei der Stiftung Frauenkirche „keineswegs leichtgefallen“, aber nach reiflicher Überlegung getroffen worden, hieß es. Es sei dennoch „bedauerlich, dass beständige Differenzen und daraus resultierende Reibungsverluste auf organisatorischer Ebene nicht zur beiderseitigen Zufriedenheit ausgeräumt werden konnten“.

In dem Statement betonte die Stiftung der berühmten Kirche auch, dass es „Konsultationen mit verschiedenen Stiftungsverantwortlichen und -gremien und natürlich einen langdauernden Gesprächsprozess mit Samuel Kummer“ gegeben habe. Dies sieht der entlassene Organist jedoch anders.

In der Verhandlung hatte sein Verteidiger gesagt, dass nicht einmal geklärt sei, ob die Abmahnungen auch tatsächlich begründet waren. Strittig sind zudem Mails zu Dienstabsprachen und das Vorgehen bei Urlaubsvertretungen.

Kummer war seit der Kirchweihe im Jahr 2005 Organist der Dresdner Frauenkirche. Zum 30. September 2022 war ihm gekündigt worden. Geboren 1968 in Stuttgart, studierte er in seiner Heimatstadt Kirchenmusik mit dem Schwerpunkt Orgel.

Gegen seine Entlassung hatten sich mehr als 1.300 Menschen in einer Petition ausgesprochen. Unter ihnen waren zahlreiche Musikerinnen und Musiker, aber auch Theologinnen und Theologen sowie Kunst- und Theaterschaffende.