Hamburg, München (epd). Der Münchner evangelische Theologe Jörg Lauster plädiert dafür, Religion stärker ins öffentliche Leben zu holen. „Es wäre die hohe Kunst, Religion als Religion in das öffentliche Leben zurückzuholen - und nicht als weitere politische Kraft“, sagte der Professor für Systematische Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München in einem Interview der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ (Ausgabe vom 22. Juni). Dafür benötige „man großes Fingerspitzengefühl sowie sorgfältig ausgebildete Menschen, die die Religionen vertreten.“
Dieser Weg werde etwa mit der Einrichtung von Lehrstühlen für islamische Theologie eingeschlagen, fügte Lauster hinzu: „Wenn beispielsweise alle muslimischen Imame hierzulande ausgebildet würden und nicht an ausländischen Einrichtungen, auf die wir keinen Einfluss haben, würde das möglicherweise vielen Menschen ihre Ängste vor dem Islam nehmen.“
Der Staat habe ein Interesse daran, dass seine Bürger eine vertrauensvolle und akademisch etablierte Ausbildung in religiösen Fragen genießen können, so Lauster weiter. Das gelte nicht nur für das Christentum, sondern etwa auch für den Islam und das Judentum. Lauster: „Warum sollte Religion von staatlicher Seite nicht als wesentlicher Vollzug des Menschseins anerkannt und die staatliche Unterstützung der Religionen als Beitrag zur Daseinsfürsorge verstanden werden?“