Frankfurt a.M. (epd). Der für Nachhaltigkeit zuständige Deutsche-Bank-Manager Jörg Eigendorf wünscht sich mehr Tempo beim Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Zugleich warnte er vor Gefahren für die Demokratie bei vorschnellen Entscheidungen. „Es ist ein Jahrhundertprojekt, für das wir keine hundert Jahre Zeit haben. Und das müssen wir als Gesellschaft sozialverträglich und gerecht gestalten“, sagte der Chief Sustainability Officer.
Eigendorf, der seit September vergangenen Jahres für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung bei der Deutschen Bank verantwortlich ist, wandte sich gegen die Forderung nach einem sofortigen Finanzierungsstopp für den Bereich fossiler Energien. Solch ein Stopp sei realitätsfern, weil Demokratien das nicht verkraften würden, sagte er: „Wir brauchen Zeit für einen entschiedenen, aber geordneten Übergang.“
Dieser Übergang erfordere den engen Austausch mit den Kunden der Bank, vor allem den Unternehmen. „Wenn wir sie einfach vor die Tür setzen, haben wir keinen Einfluss mehr, um den Wandel mit ihnen voranzutreiben. Das kann also nur die Ultima Ratio sein“, sagte Eigendorf.
Entscheidend sei aus seiner Sicht, im Sinne der Marktwirtschaft die richtigen Anreize zu setzen. „Wer die Umwelt zerstört, trägt auch heute meist noch nicht die Kosten dafür. Die tragen Flutopfer im Ahrtal oder in Pakistan genauso wie die Betroffenen der Dürre in Spanien. Das ist das größte Defizit“, sagte Eigendorf.
„Ich glaube nicht, dass wir über Verbote allein diese gigantische Herausforderung meistern“, betonte er. Es brauche auch die richtigen Preissignale. „Wenn Umweltzerstörung mehr Geld kostet, werden weniger Ressourcen verbraucht und mehr in den sparsamen Ressourcenverbrauch investiert“, argumentierte der Bankmanager.
Die Deutsche Bank sei bei der Transformation „zwar nur ein kleines Rad im System, aber ein wichtiges“. „Unsere Rolle sollte man nicht überschätzen, aber sie ist auch nicht klein“, sagte er und räumte ein, dass die Banken noch stärker zu den notwendigen Veränderungen beitragen sollten: „ Der Finanzsektor insgesamt hat noch ganz viel Potenzial, besser zu werden.“