Stuttgart (epd). Während der Corona-Lockdowns haben sich Minderjährige deutlich weniger mit typischen Kinderkrankheiten wie Scharlach infiziert. Es komme allerdings zu Nachholeffekten, sagte der Landesgeschäftsführer der Krankenkasse „Barmer“, Winfried Plötze, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das habe der vergangene Winter gezeigt, als Kinderkliniken wegen junger Patienten mit dem Atemwegsinfekterreger RS-Virus an die Grenze ihrer Belastbarkeit gekommen seien, betonte er.
Den stärksten Rückgang hat es während der Pandemie nach Angaben der Krankenkasse bei Scharlach gegeben. Die Infektionsrate lag 2021 bei Kindern bis zu 14 Jahren um fast 92 Prozent niedriger als 2019. Auch bei anderen klassischen Kinderkrankheiten wie Grindflechte, Hand-Fuß-Mund-Krankheit und Windpocken sei die Zahl der Infektionen eingebrochen. Lediglich Erkrankungen mit dem RS-Virus hätten in der Zeit der Lockdowns leicht zugenommen.
Inzwischen sind die Zahlen laut Plötze etwa bei Scharlach wieder in die Höhe geschossen. „Das Immunsystem hat verlernt, mit bestimmten Erregern umzugehen“, sagte er. Deshalb müssten Eltern dringend auf einen vollständigen Impfschutz ihrer Kinder achten, wie ihn die Ständige Impfkommission (STIKO) empfehle.
Sollte es zu einer weiteren Pandemie kommen, muss die Politik nach Plötzes Ansicht abwägen, wie sie mit Kindern umgeht. So sei neu zu prüfen, ob der Nutzen eines Lockdowns größer wäre als die möglichen negativen Folgen von Schulschließungen und Isolationsmaßnahmen.