Brüssel (epd). Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat die humanitäre Lage in Syrien nach zwölf Jahren Bürgerkrieg und den schweren Erdbeben im Februar als verheerend bezeichnet. Bei einer EU-Geberkonferenz für das Land bestätigte Borrell am Donnerstag in Brüssel die Zusage der EU über 1,5 Milliarden Euro für das laufende Jahr und sagte weitere 560 Millionen Euro für 2024 zu. Die Zusagen weiterer Staaten, darunter Deutschlands, wurden im Laufe des Tages erwartet.
Die EU organisiert die Konferenz das siebte Jahr in Folge. Angesichts wachsender Not in Syrien dringen Hilfsorganisationen auf verlässliche finanzielle Zusagen der internationalen Gemeinschaft. Die Hilfsleistungen würden gekürzt, weil das Geld nicht reiche, hatte Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, am Mittwoch in Berlin erklärt. Im vergangenen Jahr konnte laut Diakonie Katastrophenhilfe nur knapp die Hälfte der benötigten Mittel aufgebracht werden.
Auch das International Rescue Committee (IRC) sprach von einer alarmierenden Lage in Syrien. Mehr als 15 Millionen Menschen benötigten humanitäre Hilfe, was einem Anstieg um 23 Prozent seit 2020 entspreche. Getrieben von mehr als einem Jahrzehnt Konflikt und Vertreibung, steigender Inflation und dem Währungsverfall lebten derzeit 90 Prozent der Menschen in Syrien unterhalb der Armutsgrenze. Die finanziellen Mittel für Syrien und die benachbarten Länder, die Millionen Geflüchtete aufgenommen haben, müssten dringend erhöht werden.