Kampala, Al Geneina (epd). Im Sudan ist der Gouverneur des Bundesstaates West-Darfur, Khamis Abdullah Abakar, getötet worden. Zwei Stunden vor seiner Ermordung habe er den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) in einem Interview Gräueltaten vorgeworfen, berichtete die Zeitung „Sudan Tribune“ am Donnerstag. Kurz danach sei er von RSF-Mitgliedern verschleppt worden. Danach sei ein Video in den sozialen Netzwerken aufgetaucht, das seinen blutüberströmten Körper gezeigt habe, während jubelnde Stimmen nicht identifizierbarer Personen zu hören gewesen seien.
Mit dem Tod Abakars erreicht der vor zwei Monaten eskalierte Machtkampf zwischen der Armee und den RSF eine neue Eskalationsstufe. Die Armee sprach von einem brutalen Akt der RSF und einem neuen Kapitel in ihrer Liste barbarischer Verbrechen gegen das sudanesische Volk. Seit Mitte April sind in dem Konflikt Hunderte Menschen getötet und deutlich über eine Million vertrieben worden.
In dem Interview mit dem saudischen TV-Sender Al-Hadath hatte Abakar laut „Sudan Tribune“ die RSF für Morde und die Zerstörung der Hauptstadt von West-Darfur, Al Geneina, verantwortlich gemacht. Er beschuldigte sie und verbündete Milizen zudem, einen Völkermord an den Angehörigen der Volksgruppe der Masaliten begehen zu wollen und forderte internationale Unterstützung. Auch aus den Hauptstädten der Bundesstaaten Süd-Darfur, Nyala, und Zentral-Darfur, Zalingei, wurden Angriffe und Gewalttaten berichtet.
Laut dem Sender „Radio Tamazuj“ hat sich die RSF zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert. Bereits am Dienstag hatte der UN-Sonderbeauftragte für den Sudan, Volker Perthes, erklärt, dass sich besonders in der Stadt Al Geneina ein Muster großangelegter ethnisch motivierter Angriffe auf Zivilisten abzeichne, die „mutmaßlich von arabischen Milizen und einigen bewaffneten Männern in Uniform der Rapid Support Force verübt“ würden.
Derweil berichteten Anwohner von Luftangriffen der Armee auf die Stadt El Obeid, der Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Kordofan, etwa 350 Kilometer südlich der Hauptstadt Khartum, wie das Nachrichtenportal „Africa News“ berichtete. Die Stadt sei seit Beginn der Kämpfe von paramilitärischen Kräften umzingelt. Damit weitet sich der Konflikt auch geografisch aus. Bisher konzentrierten sich die Gefechte überwiegend auf Khartum und die westliche Region Darfur.
Nach Angaben von UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, wurden unterdessen mehr als 100 Menschen in und um Flüchtlingslager in Nord-Darfur getötet. „Es gibt schockierende Berichte über entsetzliche sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen“, erklärte er am Donnerstag. „Dies wird noch schlimmer werden, wenn sich die Konfliktparteien auf ein Ende der Kämpfe verständigen, die den Sudan zerstören.“