Nairobi, Goma (epd). Human Rights Watch (HRW) fordert eine Untersuchung von mindestens 14 Massengräbern im Ostkongo. In den Gräbern rund um den Ort Kishishe seien vermutlich zivile Opfer der Rebellengruppe M23 sowie Kämpfer gegnerischer Milizen verscharrt worden, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch in Nairobi. Die M23-Rebellen hatten den Ort von November bis April besetzt und werden laut Berichten der Vereinten Nationen aus Ruanda unterstützt.
Mehrere Menschenrechtsorganisationen hatten im Februar über Vergewaltigungen und Massaker in Kishishe berichtet. „Es ist dringend notwendig, Beweise zu sammeln, unabhängige Untersuchungen durchzuführen und die Familien über das Schicksal ihrer Angehörigen zu informieren“, betonte Clémentine de Montjoye von Human Rights Watch. Anwohner berichteten der Menschenrechtsorganisation, dass in den Gräbern jeweils bis zu 20 Leichen verscharrt wurden.
Für den Bericht führte Human Rights Watch seit April Telefoninterviews mit Menschen in Kishishe, darunter waren Zeugen von Massakern durch M23 Rebellen sowie Personen, die gezwungen wurden, die Leichen zu verscharren. Dazu wurden Satellitenbilder ausgewertet, die frisch aufgeworfene Erde und abgebrannte Häuser zeigen.
Anfang 2022 hatte die Rebellengruppe M23 angefangen, Ortschaften im Osten des Kongo einzunehmen. Seit April befinden sich die Kämpfer auf dem Rückzug. In einem Bericht am Dienstag hatte HRW bereits auf mutmaßliche Kriegsverbrechen hingewiesen, die M23 Ende 2022 und Anfang 2023 begangen haben soll. Zur gleichen Zeit hatte Ruanda laut dem HRW-Bericht M23 militärisch unterstützt und dabei geholfen, die Kontrolle über Gebiete rund um den Ort Rutshuru auszuweiten.
Im Ostkongo hat sich die Sicherheitslage seit dem Vormarsch der M23-Rebellen im vergangenen Jahr stark verschlechtert. In der rohstoffreichen Region sind auch zahlreiche andere bewaffnete Gruppen aktiv. Nach UN-Angaben leben dort mehr als fünf Millionen Binnenvertriebene, die in den vergangenen Jahren vor Gewalt geflohen sind.