Bad Arolsen (epd). Der Internationale Ausschuss des NS-Dokumentationszentrums Arolsen Archives hält vorläufig an der Direktorin und ihrem Stellvertreter fest, denen Mobbing und Machtmissbrauch vorgeworfen wird. „Angesichts der Unschuldsvermutung sowie der Bedeutung und der hohen Qualität der von den Arolsen Archives geleisteten Arbeit“ werde sich das Aufsichtsgremium bis zum Ende einer Untersuchung der Vorwürfe durch eine unabhängige Anwaltskanzlei auf seine Führung verlassen, heißt es in einer am Montag verbreiteten Stellungnahme.
Die Mitglieder des Internationalen Ausschusses seien sich der Anschuldigungen bewusst, die gegen die Leitung des Archivs erhoben worden seien, und nähmen sie ernst. Sobald die Anwaltskanzlei ihren Abschlussbericht vorgelegt habe, werde der Ausschuss über die nächsten Schritte entscheiden.
Die Vorwürfe wegen angeblichen Fehlverhaltens von Direktorin Floriane Azoulay und ihres Stellvertreters Steffen B. waren den Angaben zufolge Anfang März anonym erhoben worden. Wenig später war auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) davon in Kenntnis gesetzt worden. Öffentlich wurden die Vorwürfe ab dem 24. Mai. Zu diesem Zeitpunkt sei die Kanzlei schon beauftragt gewesen, erklärte das Aufsichtsgremium. Seitdem sei die Leitung gehalten, sich nicht zum laufenden Verfahren zu äußern.
Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum Unesco-Weltdokumentenerbe. Der Internationale Ausschuss wird von Vertretern der Regierungen von elf Mitgliedsländern bestellt. Der Vorsitz wechselt jährlich.