Nürnberg (epd). Katharina Nocun, Netzaktivistin und Publizistin aus Berlin, betrachtet Verschwörungsideologien als extrem gefährlich. „Die Leute glauben irgendwann, auch die Wissenschaft und Faktenchecker sind Teil der Verschwörung“, sagte sie am Samstag beim Podium „Mit mir oder gegen mich. Von QAnon bis zum Aluhut: Warum boomt Schwarzweiß?“ beim evangelischen Kirchentag in Nürnberg. „Das gefährdet das Zusammenleben auf ganz vielen Ebenen in einer Demokratie“, sagte sie weiter. Gleichzeitig könne das Schwarzweißdenken auch im sozialen Nahbereich viel Schaden anrichten.
Svenja Hardecker von der Fach- und Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart plädierte dafür, den Kontakt zu Angehörigen oder Freunden, die solchen Ideologien anhängen, nach Möglichkeit zu halten. „Der persönliche Nahbereich ist die größte Chance, da wieder rauszukommen“, sagte sie. Dabei solle man aber auf „Klarheit in der Sache und möglichst große Offenheit für die Person“ achten, also eine inhaltliche Grenze zum Verschwörungsdenken ziehen und gleichzeitig versuchen, diese Personen als Menschen zu betrachten, die auch andere Facetten haben. Ähnlich solle auch die Kirche handeln und sich aus den Beziehungen nicht herausziehen.
Der Thüringer Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer wünschte sich „mehr Populismus für die Demokratie“ in dem Sinne, dass Bürgerinnen und Bürger von der Politik nicht nur mit Fakten versorgt, sondern auch emotional abgeholt werden sollen. „Man muss nicht immer auf alles eine Antwort haben, aber man muss einen Dialog auf Augenhöhe führen“, forderte er.